Horror-Komödie "Zombieland" mit Woody Harrelson Zu Gast bei Hollywoods Untoten

(RP). Das Genre des Zombiefilms feiert 30-jähriges Jubiläum. Zwar hat es schon in den Kindertagen des Kinos Untote auf der Leinwand gegeben, und George A. Romeros "Die Nacht der lebenden Toten" (1968) war zu seiner Zeit ein Härtetest. Aber erst mit Romeros "Dawn of the Dead" ("Zombie", 1979) war der Tatbestand der Gewaltpornografie erfüllt. Der Regisseur ließ Blut und Gehirnmasse derartig hemmungslos spritzen, dass die großen Kinos sich weigerten, so etwas zu spielen. Den Fans sollte es recht sein, sie genossen es, in ihrer eigenen Subkultur zu leben.

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Zombiefilme sind ein zwiespältiges Vergnügen. Einerseits kann man das Verstümmeln der Körper genießen, weil es sich bei den Opfern um keine richtigen Menschen handelt. Andererseits kann man die Zombies als Außenseiter unserer Gesellschaft verstehen, obdachlos und von einer schweren Krankheit entstellt, und das ist dann nicht mehr lustig, wenn sie nur aufgrund ihres Aussehens massakriert werden.

Romero war sich bereits damals dieser Gefahr bewusst und hat den blanken Horror mit einem politischen Subtext unterlegt. Zombies sind bei ihm keine Eindringlinge, keine fremde Macht, sondern ein Produkt unserer eigenen Kultur. In "Zombieland" kommen 30 Jahre nach Romero unfähige Politiker und Militärs als Feindbild schon gar nicht mehr vor: Die USA sind ein Reich der Toten, daher der Titel, und die noch nicht "zombifizierten" Menschen sind ganz auf sich gestellt.

Der namenlose Protagonist (Jesse Eisenberg) erlebt in dieser Welt einen Reifeprozess. Er schließt sich dem erfahrenen Zombiejäger Tallahassee an (Woody Harrelson, nach "2012" schon wieder in einer Weltuntergangsvision zu sehen), der ihn Columbus tauft — in dieser Stadt leben die Eltern des Jungen, zu ihnen will er vorstoßen.

Das Männerpaar trifft auf ein Frauenpaar, die Schwestern Wichita (Emma Stone) und Little Rock (Abigail Breslin). Die Paare bekämpfen sich und kommen sich näher; sie halten zusammen bis zum großen blutigen Finale in einem Vergnügungspark.

Gekonnt hält der Regisseur Ruben Fleischer die Balance zwischen Komik und Horror, und man kann dem Film höchstens vorwerfen, dass er nicht böse genug ist. Das Quartett, das sich überwiegend von Süßigkeiten ernährt, begegnet im ausgestorbenen Hollywood Bill Murray, der sich als Zombie verkleidet hat, um vor anderen Zombies sicher zu sein. Diesen Einfall hätte man noch weiter entwickeln können. Arnold Schwarzenegger, Tom Cruise und Angelina Jolie als halb verfaulte Untote, die man in Notwehr abknallen muss — das wäre doch ein großes Vergnügen gewesen.

Aber damit hätte sich Fleischer vermutlich zu viele Feinde gemacht.

Bewertung: 4 von 5 Sternen

(RP)
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