Die besten Filme aller Zeiten Platz 7: Iñárritus "Amores Perros"

Düsseldorf · Ein Knall. Ein Aufprall. Ein furchtbarer Moment, der drei Geschichten gewaltsam an einem Punkt zusammenzwingt, ehe die Fliehkräfte wieder einsetzen und Menschen an ihren Platz im Leben schleudern. Oder das, was davon noch übrig ist.

"Amores Perros" (Hunde liebhaben) ist ein Film wie ein Faustschlag. Man ist benommen danach, weil der mexikanische Regisseur Alejandro González Iñárritu darin von wütenden Menschen erzählt, die lieben wollen, aber die Umstände lassen es nicht zu. Da ist Octavio, der im Moloch Mexiko-City bei seinem gewalttätigen Bruder, dessen Frau und Kind lebt und mit blutigen Hundekämpfen Geld verdient. Octavio liebt die Frau seines Bruders. Oder eigentlich liebt er die Idee, sie von seinem Bruder zu befreien. Und so jagt er seinen Hund immer wieder in die Arena. Und der beißt seine Gegner tot. Zuverlässig.

Valeria lebt in einem viel besseren Teil der Stadt. Sie ist Fotomodel, gerade mit ihrem neuen Freund in ein schickes Apartment gezogen, als der Unfall ihr das wichtigste nimmt: ihre Schönheit. Und dann verschwindet ihr Schoßhündchen in einem Loch unter dem sündhaft teuren Parkettboden. Bei den Ratten. Und kehrt nicht zu ihr zurück.

Der alte El Chivo lebt mit einem Rudel Straßenkötern. Er war mal Guerillero, verließ Frau und Kind für den Kampf um eine bessere Welt. Doch das ist lange her. Inzwischen haust er in einem Verschlag, betätigt sich gelegentlich als Auftragskiller und versorgt Hunde, die keiner mehr will.

Als es kracht, sind sie alle dabei. Für kurze Zeit berühren sich ihre Leben, soziale Klassen geraten aneinander. Doch eigentlich kämpft jeder für sich allein, grenzt sich ab, so gut er kann. Iñárritu ist kein Sozialromantiker, er zeigt die Realität in einer unversöhnten Gesellschaft, und sein Film ist so roh, blutig, aggressiv wie die Hunde beim Kampf. Doch zugleich hat es etwas Zärtliches, wie der Mexikaner das Mühen der Menschen um ein bisschen Liebe zeigt. Er weiß um die Vergeblichkeit, hoffnungslos ist er nicht.

Unglaublich, dass dieses Werk ein Debütfilm ist. Die Unfallsequenz ist mit neun simultanen Kameras meisterlich gedreht. In den Hundekampf-Szenen stockt einem der Atem. Dieser Film stößt einen in eine blutige Arena. Für manche spielt dort das Leben.

Interviews zu den Filmen dieser Serie und ein Diskussionsforum unter

(RP)
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