Kinofilm "The Iron Lady" Meryl Streep spielt Margret Thatcher

London · Im Januar startet in England der Film "The Iron Lady" im Kino. Die amerikanische Schauspielerin übernimmt darin die Rolle der früheren Premierministerin Margret Thatcher. Die "eiserne Lady" wird von ihr als unsichere Person dargestellt. Nun diskutieren die Briten: Darf man das?

Meryl Streep als Eiserne Lady
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Es war eine der größten Überraschungen im Leben von Phyllida Lloyd. Die 54-jährige Filmregisseurin ("Mamma Mia") war gerade beim Einkaufen in einem Supermarkt, als ihr Handy klingelte. Lloyd musste sich setzen: Am anderen Ende der Leitung sprach Margaret Thatcher. In Wirklichkeit fiel die Engländerin auf einen Scherz der US-Schauspielerin Meryl Streep herein, die für ihre Rolle als "eiserne Lady" in Lloyds neuem Film die schneidend-kühle Stimme der ersten (und bislang einzigen) Regierungschefin des Vereinigten Königreichs imitiert hat. Am 6. Januar, wenn "The Iron Lady" in die Kinos auf der Insel kommt, werden Millionen Briten diesen Gänsehauteffekt nachfühlen können. In Deutschland startet der Film am 12. Januar.

Die 62 Jahre alte Streep spielt ihren perfekten Maggie-Klon mit Feingefühl und Liebe zum Detail, darüber sind sich fast alle einig. In jeder anderen Hinsicht jedoch spaltet der Streifen die Kritiker in zwei Lager — genau so, wie Thatcher früher ihr Land entzweite. Manche bejubeln den heißen Favoriten für den Oscar als ein brillantes Denkmal für eine herausragende Frau. "Es ist besser als die echte Thatcher", lobte die "Times". Andere jedoch verdammen den Film — entweder, weil sie sich an der "jämmerlichen Karikatur" einer Leitfigur stören, oder weil sie selbst 21 Jahre nach Thatchers Abgang deren Anblick auf der Leinwand nicht ertragen können.

"Tigerin inmitten von Hamstern"

"The Iron Lady" stellt eine politische Ära als sentimentale Lebensgeschichte einer Kämpferin dar, deren stählerner Wille sie dazu treibt, trotz vieler Hürden die Spitze der Macht zu erklimmen und dabei ihr Land radikal zu verändern. Thatcher war die Tochter eines Tante-Emma-Ladenbesitzers, die sich ab 1959 als eine von nur zwölf weiblichen Tory-Abgeordneten in Westminster gegen 333 männliche Parteikollegen durchsetzen musste. Es war alles andere als leicht, eine "Tigerin inmitten von Hamstern" (Daily Telegraph) zu werden. Doch sie änderte ihre Frisur, stellte ihren Provinzakzent ab und bändigte ihre schrille Stimme, um nach dem Wahlsieg 1979 zur geliebten und gefürchteten Regierungschefin aufzusteigen. Nach einigen verhängnisvollen Fehlern bei der Europapolitik wurde die "alte Hexe" (Pink Floyd, "Pigs") 1990 nach einer "Palastrevolte" gestürzt.

Als Amerikanerin sei Meryl Streep perfekt geeignetfür die Rolle der ehrgeizigen britischen Außenseiterin, verteidigt Phyllida Lloyd die unkonventionelle Besetzung. Streep hatte lange gezögert, diese Rolle anzunehmen. Nicht nur wegen des fremden Akzents: "Ich war nicht begeistert von Thatcher, weil ich andere politische Sympathien habe", erklärt Streep. Wie manche Briten habe sie jedoch die "eiserne Lady" zu respektieren gelernt. "Sie hatte unglaublich viel Energie, sie arbeitete bis in die Nachtstunden."

Streep spielt Thatcher in etwa 40 Prozent der Filmzeit als eine einsame Witwe, die wie die echte Baronin heute von Demenz geplagt wird. Dann und wann kehren die Erinnerungen zurück, und der Zuschauer wird in die Vergangenheit befördert, um die Stationen einer bemerkenswerten Karriere vor einer historischen Kulisse zu erleben. Der IRA-Terror, der Falkland-Krieg, die Bergarbeiter-Streiks, die Krawalle nach der Einführung der Wahlsteuer — all das ist im Film nach Meinung mancher Kritiker zu simpel, chronologisch ungenau und zu Unrecht auf eine Person fokussiert dargestellt. "The Iron Lady" sei Thatcher ohne den Thatcherismus, bemängelt der "Guardian".

Die Freunde des Films heben hervor, dass er sensibel genug sei, um eine politische Kampfmaschine als einen unsicheren Menschen mit Schwächen darzustellen. Eine der glühendsten Würdigungen stammt von Thatchers früherem Chauffeur Denis Oliver, der 15 Jahre lang "Mrs T." gefahren hat: "Wenn ich die Augen schließe, höre ich wirklich ihre Stimme. Es ist geradezu unheimlich, wie sehr Meryl Streep in ihre Haut schlüpfen konnte".

(RP/top)
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