Film-Kritik "Miami Vice" kehrt zurück

Köln (RP). Die legendäre TV-Serie "Miami Vice" aus den 80er Jahren mit Don Johnson und Philip Michael Thomas feiert Wiedergeburt im Kino. Diesmal spielen Colin Farrell und Jamie Fox die Helden - in einem grundsoliden Copthriller.

 Jamie Foxx und Colin Farrell sind die Cops in der Neuauflage von Miami Vice.

Jamie Foxx und Colin Farrell sind die Cops in der Neuauflage von Miami Vice.

Foto: UIP

Kinder, wie die Zeit vergeht. Schon über 20 Jahre ist es her, da Sonny Crockett alias Don Johnson und Ricardo Tubbs alias Philip Michael Thomas lässig mit Sonnenbrillen und Föhnfrisuren, in bunten Armani-Anzügen und flotten Ferraris auf Gangsterjagd gingen. Sicherlich, "Miami Vice" war die trendsetzende Krimiserie der 80er Jahre, lief in 113 Folgen erfolgsverwöhnt rund um den Globus - ab 1986 im deutschen Fernsehen. Selbst Stars wie Bruce Willis, Julia Roberts und Phil Collins ließen es sich damals nicht nehmen, Gastauftritte zu absolvieren.

Aus heutiger Sicht allerdings wirkt "Miami Vice" mit seiner verhuschten Videoclip-Ästhetik arg angestaubt. Und so war es klug von Regisseur Michael Mann, der einst selbst als Drehbuchautor und Produzent ein kreativer Kopf der Kultserie war, seine Kinoversion ganz anders auf die Leinwand zu zaubern und nicht wie zuletzt "Starsky und Hutch" in Nostalgie zu schwelgen. Die pastellfarbene, ja helle Hochglanz-Ästhetik der Serien-Vorlage hat Mann eingemottet, die Bundfaltenhosen ebenso, und einen Alligator als Haustier gibt es jetzt auch nicht mehr.

Stattdessen hat er der Neuauflage ein zeitgemäßes Aussehen verpasst, prägen düstere, oft grobkörnige Bilder den Film, und auch seine Helden gehen in ihren dunkleren zerknitterten Anzügen mehr schroff als smart zu Werke. Nur der Ferrari ist geblieben und der Dreitagebart von Sonny.

Nun schlüpfen also Colin Farrell und Jamie Fox (Oscar-Preisträger für "Ray") in die Rollen der berühmten Cops. Und tun das, was Sonny Crockett und Ricardo Tubbs immer getan haben: Sie jagen Drogendealer. Dafür schleusen sich die beiden verdeckt als Kuriere in ein kolumbianisches Kokain-Kartell ein, mitten hinein in eine Horde rabiater Rauschgifthändler, die immer den Finger am Abzug haben und stets so grimmig gucken, als hätten sie kein Frühstück gehabt.

Zu dumm aber, dass Sonny mal eben im Speedboot mit der auf den ersten Blick kaltblütigen Buchhalterin und Braut (Gong Li) des Drogenbarons (Luis Tosar) nach Kuba düst, um einen Mojito zu schlürfen. Denn durch die sich anbahnende Affäre droht die Tarnung der Ermittler aufzufliegen.

Packende Unterhaltung

Während Don Johnson heutzutage mit Übergewicht kämpft und sich Philip Michael Thomas als Synchronsprecher für Videospiele verdingt, um seine Einzimmerwohnung zu finanzieren, hat sich Michael Mann in Hollywood mit Geniestreichen wie "Heat" oder "Insider" einen Namen als Autorenfilmer gemacht, der fast immer seine eigenen Drehbücher verfilmt. Aus der einst bis zum Abwinken gelackten Serie hat Mann einen grundsoliden, in den Actionszenen wenig zimperlichen Copthriller gemacht, der packend unterhält, aber gleichsam nicht an seine besten Regiearbeiten anknüpft.

Einerseits kann man den Film durchaus loben, weil er immer noch weit über dem Niveau sonstiger Polizeikrimis liegt, die Hollywood jüngst so hervorbrachte. Andererseits kann man ihn aber auch weniger preisen, weil man von Michael Mann einfach mehr erwartet. Wenn man sich beispielsweise an die Power und Poesie von "Heat" erinnert, wo sich Robert de Niro und Al Pacino ein denkwürdiges Duell lieferten, dagegen wirken die Figuren in "Miami Vice" wie farblose Abziehbilder.

Zudem fragt man sich, wieso Meister Mann den fetzigen Film überhaupt "Miami Vice" genannt hat. Crockett und Tubbs könnten ebenso gut Müller und Meier heißen. Denn mit den Serienhelden von einst haben diese zwei nur noch den Namen gemein, und von Miami selbst kriegt man auch kaum was zu sehen, weil zumeist finsterste Nacht herrscht.

(Rheinische Post)
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