Omar Sharif † Der Mann, den die Frauen liebten

Kairo · Mit der Rolle des russischen Arztes Jurij in "Doktor Schiwago" erlangte Omar Sharif Weltruhm. Fortan war der Ägypter auf glutäugige Charmeure abonniert. Er selbst hat damit zeitlebens gehadert. Am Freitag ist er mit 83 Jahren gestorben.

Omar Sharif (Doktor Schiwago): Bilder aus seinem Leben
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Bilder aus dem Leben des großen Omar Sharif

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Schon sein Name klang nach orientalischer Exotik, nach Märchen aus 1001 Nacht, nach sandverwehten Palästen. Dabei wusste Omar Sharif, der eigentlich Maechel Chalhoub hieß, was er seinem blendenden Aussehen schuldig war. Einen Künstlernamen, der zu seinem hinreißenden Schnurrbart-Lächeln passte, das zudem noch eine Zahnlücke enthüllte - fortan bekannt als Omar-Sharif-Lächeln. Es war dieses Lächeln, dem die Zuschauer zu Füßen lagen, und etliche Filmpartnerinnen dazu. Wozu vielleicht auch die leidenschaftliche Kussszene in David Leans Epos "Doktor Schiwago" beigetragen hatte. Die Rolle des russischen Arztes Jurij machte Sharif 1965 zwar weltberühmt, abonnierte ihn aber auch zeitlebens auf die Rolle des Liebhabers. "Don Juan des Morgenlandes" nannten ihn die Medien, ein Etikett, mit dem der Ägypter zunehmend haderte. "Ich bin für alle Welt nur Doktor Schiwago!", beschwerte er sich. Gestern ist der berühmteste Araber der Welt, wie Omar Sharif von sich selbst behauptete, mit 83 Jahren in Kairo an einem Herzinfarkt gestorben.

Seine Karriere verdankte Sharif vor allem dem Regisseur David Lean. Der besetzte den jungen und unbekannten Schauspieler 1962 zuerst in seinem Monumentalwerk "Lawrence von Arabien" als Beduine Sherif Ali und schenkte ihm einen grandiosen Auftritt. Minutenlang reitet Sharif aus der flimmernden Hitze der Wüste auf den Betrachter zu, als verzerrter Schemen, der allmählich Gestalt gewinnt. Wenn dann endlich Sharifs Gesicht zu sehen ist, bleibt es für immer im Gedächtnis haften. Für die Rolle bekam der Ägypter einen Golden Globe und wurde für den Oscar nominiert. Dass es mit seinem Image des aristokratischen Orientalen nicht so weit her war, verriet viele Jahre später Sharifs Filmpartner Peter O'Toole. Vor einer Reiterszene hatten sich die beiden aus Angst nicht nur an den Pferden festgebunden, sondern auch so betrunken, dass Sharif später betäubt im Sattel hing und losgeschnitten werden musste.

Ohnehin war Sharif privat nie ein Kind von Traurigkeit. Ihm wurden Affären mit Ingrid Bergman, Sophia Loren und Barbra Streisand nachgesagt, zudem begeisterte er sich für Pferderennen und ging gerne in Spielcasinos. Während seine schauspielerische Karriere bald lahmte, entdeckte er seine Leidenschaft für Bridge, perfektionierte das Spiel, gewann Meisterschaften, nahm an Team-Olympiaden teil und lancierte ein Video, mit dem man sozusagen gegen ihn antreten konnte. Seine Wettsucht aber brachte ihn in Geldnöte, was ihn wiederum zu zweit- und drittklassigen Filmangeboten führte. So war der Schiwago-Bonus zumindest aus künstlerischer Sicht irgendwann beinahe verspielt. Aber eben nur beinahe.

Denn Sharif gelang im Alter ein Comeback, mit der Literaturverfilmung von Éric-Emmanuel Schmitts "Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran" (2003), einem Werk über den Brückenschlag zwischen den Religionen. Das Thema lag Sharif immer schon am Herzen. Bereits 1968 hatte er während des Sechstage-Kriegs mit der Liebesgeschichte einer Jüdin und eines Moslems in "Funny Girl" für einen Eklat gesorgt. In Ägypten wollte man Sharif, der in den 50er Jahren für seine große Liebe und spätere Ehefrau, die Filmdiva Faten Hamama, vom Christentum zum Islam konvertiert war, sogar die Staatsbürgerschaft aberkennen.

Sharif und die Liebe: Im Leben konnte der Beau mit dem entwaffnenden Lächeln das Glück nicht festhalten. Seine Ehe mit Faten Hamama, aus der ihr gemeinsamer Sohn Tarek hervorging, scheiterte. Trotz seiner vielen Affären danach blieb Sharif Hamama nahe und beteuerte immer wieder, keine andere Frau geliebt zu haben. Was wiederum an Doktor Schiwago erinnert: Jurij war das Glück ebenfalls nicht hold - und am Ende versagte auch sein Herz.

(RP)
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