Missbrauchs-Vorwürfe Oscar-Akademie wirft Harvey Weinstein raus

Los Angeles · Oscar-Preisträger Harvey Weinstein ist nicht länger Mitglied der Oscar-Akademie. Der Filmverband wirft den Produzenten raus - als Reaktion auf zahlreiche Vorwürfe sexuellen Missbrauchs.

 Der Eingang der Academy of Motion Picture Arts and Sciences (Archiv).

Der Eingang der Academy of Motion Picture Arts and Sciences (Archiv).

Foto: rtr, DLM/CDC

Die Oscar-Akademie hat den Filmproduzenten Harvey Weinstein (65) nach Vorwürfen von sexuellen Belästigungen aus dem renommierten Verband ausgeschlossen. Er verdiene nicht länger den Respekt seiner Kollegen, hieß es zur Begründung in einer Mitteilung der Organisation. Der Vorstand der Academy of Motion Picture Arts and Sciences war am Samstag zu einer Dringlichkeitssitzung zusammengekommen.

Für den sofortigen Ausschluss Weinsteins hätten sich deutlich mehr als die benötigten zwei Drittel der Mitglieder ausgesprochen. Der 54-köpfige Vorstand, dem unter anderem die Oscar-Preisträger Steven Spielberg, Tom Hanks und Whoopi Goldberg angehören, wolle damit auch die Botschaft senden, "dass die Ära von vorsätzlicher Ignoranz und schmählicher Mitschuld bei sexuell rücksichtslosem Verhalten und Belästigungen am Arbeitsplatz in unserer Branche vorbei ist", heißt es in der Mitteilung.

Zahlreiche Schauspielerinnen, Models und Mitarbeiterinnen des Produzenten hatten sich in den vergangenen Tagen mit Vorwürfen gegen Weinstein zu Wort gemeldet, darunter Ashley Judd, Angelina Jolie, Gwyneth Paltrow, Heather Graham, Kate Beckinsale, Cara Delevingne und Léa Seydoux. Die amerikanische Schauspielerin Rose McGowan beschuldigte Weinstein der Vergewaltigung.

Eine Sprecherin des Filmproduzenten hatte die Anschuldigungen nach Bekanntwerden der ersten Vorwürfe vor gut einer Woche zurückgewiesen: "Jegliche Vorwürfe von Sex, der nicht in beiderseitigem Einverständnis stattgefunden hat, werden von Herrn Weinstein eindeutig verneint."

Prominente Branchen-Kollegen haben sich inzwischen von Weinstein distanziert. Filmstars wie Meryl Streep, Ryan Gosling, Tom Hanks und Leonardo DiCaprio zeigten sich erschüttert über die mutmaßlichen sexuellen Übergriffe und den Machtmissbrauch des Moguls.

Oscar-Preisträger Michael Moore, der mit Weinstein für seine Dokumentation "Fahrenheit 9/11" zusammenarbeitete, rief am Freitag in einem längeren Facebook-Eintrag dazu auf, "eine Welt ohne Harveys" zu schaffen. Moore bezeichnete Weinstein als einen "erfolgreichen Soziopathen", dem es über Jahre hinweg gelungen sei, Frauen heimlich zu missbrauchen. Er selbst habe nichts von Weinsteins Übergriffen gewusst. Jeder müsse sich nun hinter die Frauen stellen, die den Mut gehabt hätten, die Wahrheit über Weinstein zu offenbaren, erklärte Moore.

Von seinem Filmstudio The Weinstein Company (TWC), das er zusammen mit seinem Bruder Bob gegründet hat, ist Harvey Weinstein entlassen worden. Am Mittwoch hatte der britische Filmverband BAFTA Weinsteins Mitgliedschaft ausgesetzt. Das Filmfestival Cannes, wo der Produzent seit Jahren zu den bekanntesten Gästen zählt, zeigte sich in einer Mitteilung "bestürzt" über die Vorwürfe.

Weinstein ist seit mehr als 20 Jahren Mitglied der Oscar-Akademie. Seine mit den Miramax-Studios und der Weinstein Company produzierten Filme wurden von der Academy mit mehr als 80 Oscars ausgezeichnet. Fünf davon gewannen den Oscar als bester Film, für "Shakespeare in Love" gewann Weinstein persönlich den Oscar als bester Produzent.

(wer/dpa)
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