Filmpreis wird in Los Angeles vergeben Ein Rheinberger könnte heute den Oscar gewinnen

Rheinberg/Ashford · Bei der Oscar-Verleihung in Los Angeles am 2. März ist mit dem Rheinberger Max Lang auch ein Deutscher nominiert. Er hofft auf einen Oscar für seinen Animationskinderfilm "Room On The Broom". Der Film basiert auf einem Kinderbuch.

Goldene Himbeere 2019: Das sind alle "Gewinner"
10 Bilder

"Goldene Himbeere" 2019: Das sind die "Gewinner"

10 Bilder
Foto: AP/Susan Walsh

Daniel Brühl als Niki Lauda in "Rush" — nicht nominiert. Das deutsche Stasi-Drama "Zwei Leben" — nicht nominiert. Ein Rheinberger muss bei der Oscar-Verleihung in Los Angeles die deutsche Film-Ehre retten: Max Lang (31), geboren in Duisburg, aufgewachsen in Rheinberg am linken Niederrhein, ist für seinen Animationskurzfilm "Room On The Broom" (dt. Titel: "Für Hund und Katz ist auch noch Platz") nominiert — es ist eine filmische Version des gleichnamigen Kinderbuches der bekannten Autoren Julia Donaldson und Axel Scheffler. An Heiligabend 2013 lief der Film im ZDF, ein Jahr zuvor in Großbritannien auf BBC One.

Max Lang hat den Wahnsinn einer Oscar-Verleihung schon einmal erlebt: Er stand schon 2011 auf dem roten Teppich, damals war er mit seinem Film "Der Grüffelo", ebenfalls ein Werk von Donaldson/Scheffler, für den Oscar nominiert. Das Buch ist heute fast ein Standardwerk in deutschen Kinderzimmern. In der Oscarnacht stand Lang damals mit Sandra Bullock und Halle Berry in einer Schlange vor dem roten Teppich. "Das war schon surreal", sagt der Rheinberger heute.

Der Nachfolgerfilm "Room On The Broom" aus 2012 ist ebenfalls eines der bestverkauften Bücher des englisch-deutschen Autorenduos Donaldson/Scheffler, die das Werk im englischen Original 2001 veröffentlichten. Es erzählt die Geschichte einer schusseligen Hexe auf dem Besenstiel, die ein Herz für einsame Tiere hat, auf ihrem Besen für alle Tiere Platz findet, mit ihnen durch eine prächtige Landschaft mit Heuhaufen, Obstbäumen, Moor fliegt. Zum Lohn für ihren Großmut wird die Hexe am Ende gerettet.

Gemeinschaft stiftet Glück — auch Max Lang kann davon eine Geschichte erzählen: 50 Personen haben eineinhalb Jahre an dieser Verfilmung gearbeitet. Zusammen wurden die Kulissen real aufgebaut, Hund, Katze und Co. wurden per Computer ins Bild animiert.

Es war mehr oder minder Zufall, dass der Rheinberger zu einem der gefragtesten Animationsfilmer Deutschlands wurde. "Zeichentrickfilme habe ich schon immer geliebt und bewundert, aber nie wirklich verstanden, wie so etwas möglich ist", sagt Lang. Nach dem Abitur lernte er zunächst an der Animation School Hamburg, arbeitete in einem Trickstudio in Köln, studierte an der Filmakademie in Ludwigsburg und freundete sich dort mit seinem Dozenten Jakob Schuh an. Als Schuh einen Co-Regisseur für die Verfilmung des "Grüffelo" von Julia Donaldson und Axel Scheffler suchte, fragte er bei Lang an. "Es war eine Mischung aus harter Arbeit und Glück", sagt der Rheinberger, der heute mit seiner amerikanischen Frau Suzanne und Töchterchen Lulu (3 Jahre) in Ashford/UK wohnt. Die Londoner Produktionsfirma Magic Light Pictures fragte nach dem Erfolg des "Grüffelo" bei Lang an, ob er auch das Buch "Room On The Broom" verfilmen wolle. "Da ich die Geschichte und Charaktere so toll fand, habe ich gleich zugesagt und meinen guten Freund und Mitstudent Jan Lachauer mit ins Boot geholt", sagt Max Lang.

Die Kinderbüchervorlagen seiner Filme sind meist nur rund 30 Seiten und 60 bunte Bilder lang. Max Lang muss das Kunststück vollbringen, daraus einen 25-minütigen Film zu machen, ohne die Geschichte zu verändern. Wieder ist es gelungen: Seit November wusste er, dass sein Film unter den letzten zehn Nominierten ist. Als feststand, dass er sogar erneut unter den letzten fünf ist, stand für zwei Tage das Telefon nicht still. "Der Oscar ist eine der höchsten Auszeichnungen im Filmgeschäft, auch für Trickfilmer."

Ist man ein besserer Kinderfilmemacher, wenn man selbst Kinder hat? Langs Tochter Lulu ist mit seinem neuen Film aufgewachsen, erzählt er. "Man versucht die Filme immer so zu machen, dass man sie sich selbst gerne anschauen möchte. Ich glaube fest, dass es einen großen Unterschied macht, ob man viel mit Kindern zu tun hat. Jedenfalls war es bei mir so", sagt Lang. "Als ich mit Room on the Broom angefangen habe, war meine Tochter sechs Monate alt, und vieles vom Elternwerden ist in den Film eingeflossen." Als der Film fertig war, war Lulu zwei und ist mit zur Premiere gekommen. "Am meisten protestiert sie, wenn der Film zu Ende ist."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort