Academy Awards Kein Oscar für "Toni Erdmann" - Preis geht in den Iran

Los Angeles · Der deutsche Film "Toni Erdmann" ist bei der Oscar-Verleihung leer ausgegangen. Stattdessen ging der Preis für den besten fremdsprachigen Film an Asghar Farhadis "The Salesman" in den Iran.

 Anousheh Ansari und Firouz Naderi nahmen für Asghar Farhadi die Auszeichnung entgegen.

Anousheh Ansari und Firouz Naderi nahmen für Asghar Farhadi die Auszeichnung entgegen.

Foto: rtr, FL

Der iranische Regisseur Farhadi hatte seine Teilnahme an der Gala in Hollywood aus Protest gegen die Einreisepolitik von US-Präsident Donald Trump abgesagt.

Es ist bereits der zweite Oscar für den Iraner Farhadi: 2012 gewann er mit seinem Drama "Nader und Simin - Eine Trennung" ebenfalls die Auszeichnung für den besten nicht-englischsprachigen Film. Der Regisseur kam nicht zu der Preisverleihung - aus Protest gegen die Einwanderungspolitik von US-Präsident Donald Trump.

"The Salesman" erzählt von einem Ehepaar das nach einem brutalen Überfall auf die Frau nicht die Polizei einschaltet, sondern Selbstjustiz übt. Das Werk wird so zu einem Drama um Schuld, Vergebung, Würde und Moral.

In einer Mitteilung, die an seiner statt verlesen wurde, rief der Filmemacher Farhadi zu Mitgefühl untereinander auf. Dies werde mehr denn je gebraucht. "The Salesman" handelt von einem Ehepaar, das Frieden und Gerechtigkeit in Teheran finden will, nachdem die Frau angegriffen wurde.

Maren Ade hatte erzählt, dass sie sich schon vor der Oscar-Verleihung als Gewinnerin sehe. Die Filmakademie mache es mit den zahlreichen Veranstaltungen schon im Vorfeld so toll, dass man "sich wie ein Gewinner fühlt", sagte die 40-Jährige am Abend auf dem roten Teppich von Hollywood.

Die tragikomische Vater-Tochter-Geschichte der deutschen Regisseurin ist international ein großer Erfolg, weshalb die deutschen Oscar-Hoffnungen groß waren. Erst kurz vor der Oscar-Gala war "Toni Erdmann" in den USA mit dem Independent Spirit Award als bester internationaler Film ausgezeichnet worden. Mit diesem Preis werden Produktionen mit geringem Budget geehrt.

Der iranische Regisseur Ashgar Farhadi hat seinen Oscar für den besten fremdsprachigen Film aus Protest gegen Donald Trump nicht persönlich entgegengenommen. "Meine Abwesenheit geschieht aus Respekt vor den Einwohnern meines Landes und den sechs anderen Ländern, denen durch den unmenschlichen Einreisestopp in die USA Verachtung entgegen gebracht wird", ließ Farhadi durch eine Vertreterin verlesen. Trumps Einreisestopp für sieben vorwiegend muslimische Länder war von einem US-Gericht vorerst gestoppt, der US-Präsident will aber daran festhalten.

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"Wer die Welt in Kategorien von "Wir" und "unsere Feinde" einteilt, schafft Angst", sagte die Vertreterin weiter. Filmemacher kreierten Empathie zwischen uns und anderen, eine Empathie, die wir heute mehr denn je bräuchten.

Zuvor hatten bereits alle fünf nominierten Regisseure, darunter auch die glücklose deutsche Maren Ade, in einem gemeinsamen Brief das "faschistische und nationalistische Klima, das wir derzeit in den USA erleben", verurteilt.

Iranischer Außenminister gratuliert

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Foto: rtr, DE/

Der iranische Außenminister hat dem Regisseur Asghar Farhadi zum Gewinn seines zweiten Oscars gratuliert. Das Land sei nicht nur stolz wegen des Oscars für den Film "The Salesman", sondern auch wegen der Reaktion des gesamten Ensembles auf das Einreiseverbot der US-Regierung, schrieb Mohammed Dschawad Sarif am Montag auf seiner Twitter-Seite.

(juju)
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