"Spotlight" bester Film Der Oscar für den gesellschaftlichen Wandel

Meinung | Los Angeles · Die Wahl von "Spotlight" zum besten Film hat etwas Programmatisches, sie steht für Aufbruch. Der Jahrgang 2016 wird für zwei Dinge in Erinnerung blieben: Leonardo DiCaprio und den Streit um das Nominierungsverfahren.

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Foto: Chris Pizzello/Invision/AP/Chris Pizzello

Wenn alles gut geht, wird dieser Oscar-Jahrgang dereinst als Wendepunkt in Erinnerung bleiben. Er hat großartige Preisträger zu bieten, aber mindestens ebenso wichtig war der Streit über die Vergabe, der ausgelöst wurde von der Tatsache, dass zum zweiten Mal in Folge kein schwarzer Darsteller nominiert wurde. Dabei hätte es durchaus Kandidaten gegeben, Will Smith in "Erschütternde Wahrheit" etwa, Michael B. Jordan in "Creed" oder irgendjemand aus dem tollen Ensemble von "Straight Outta Compton".

Die Entscheidung für Spotlight

Insofern wirkt die Entscheidung für "Spotlight" in der Kategorie "Bester Film" geradezu programmatisch: Es geht in dem von Tom McCarthy glänzend inszenierten Drama um Journalisten, die die Wahrheit zu Tage befördern, es geht um eine Minderheit, die ins Recht gesetzt werden soll, um gesellschaftliche Missstände.

In seiner großartigen Moderation begrüßte Komiker Chris Rock die Gala-Gäste sarkastisch zum "White People's Choice Award". Überhaupt war die Preisvergabe politisch wie selten. Lady Gaga sang mit einem Chor aus Missbrauchsopfern das Lied "'Til It Happens To You", und kaum eine Dankesrede kam ohne den Appell aus, man möge demografischen Realitäten entsprechen.

"Mea culpa"

Die Jury zeigte zuletzt viel guten Willen, man rief "mea culpa", und nun wurden weitere Veränderungen bekannt, die helfen sollen, die Relevanz der Oscars zu erhalten und das Auswahlverfahren gerecht zu gestalten. Bisher blieb man ein Leben lang Mitglied in der Runde, die zu 94 Prozent aus weißen Männern mit einem Durchschnittsalter von 62 Jahren besteht.

Künftig soll die Zugehörigkeit auf zunächst zehn Jahre begrenzt werden. Danach müssen Mitglieder nachweisen, dass sie weiterhin im Filmbusiness tätig sind. Erst nach zwei weiteren Zehnjahres-Verlängerungen bleibt man für immer — das gilt von nun an auch rückwirkend. Die afroamerikanische Jury-Präsidentin Cheryl Boone Isaacs wird zudem drei Sitze im Präsidium mit jüngeren Entscheidern besetzen — bevorzugt weiblich und nicht weiß.

Was also wird bleiben von den Oscars 2016? Ganz sicher, dass sich Leonardo DiCaprio nun auch offiziell Schauspiel-Weltmeister nennen darf. Und vielleicht sogar, dass der Oscar seither Spiegelbild der Gesellschaft ist und nicht bloß den Geschmack einer Elite abbildet.

(hol)
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