"Slumdog Millionaire" holt acht Oscars Triumphzug eines indischen Märchens

Hollywood (RPO). Es ist ein Triumphzug wie aus einem Märchen. "Slumdog Millionaire" ließ in der Oscar-Nacht die internationale Konkurrenz hinter sich. Der Film gewann acht Oscars, darunter denjenigen für den besten Film des Kinojahres 2008. Dabei standen Regisseur und Produzent zwischenzeitlich vor der Pleite ihres imposanten Filmprojekts.

Szenenbilder aus Slumdog Millionaire
14 Bilder

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"Slumdog Millionaire" erzählt die Geschichte des Jamal Malik. Der junge Mann lebt in den Slums von Mumbai. Eines Tages hat der die Chance, an der indischen Ausgabe von "Wer wird Millionär" teilzunehmen. Zum Erstaunen der Fernsehproduzenten kann Jamal alle Fragen richtig beantworten.

Doch warum sollte ausgerechnet ein ehemaliger Straßenjunge als erster die Millionenfrage richtig beantworten? Für Moderator und Produzenten ist Jamal ein Betrüger. Noch bevor es zur finalen Frage kommt, wird der Straßenjunge von der Polizei verhaftet. Unter Anwendung von Folter wird er verhört.

Jamal erzählt seine Lebensgeschichte — und kann so den Kommissar fesseln. In Rückblenden beschreibt der Film Jamals Leben in einem modernen Indien. Der Zuschauer erfährt vom Aufwachsen des Halbwaisen im Slum, dem gewaltsamen Tod seiner Mutter und dem Zusammentreffen mit der Waisen Latika — seiner großen Liebe. Erst im Polizeiverhör stellt sich heraus, dass jede seiner korrekten Antworten einen ganz besonderen Bezug zum Leben seiner armen Familie und zu seiner Liebe hatte.

Bollywood-Star Kapoor spielt dabei den Quizmaster. Die jungen Schauspieler von "Slumdog Millionaire" sind dagegen Laien und stammen aus den Slums von Mumbai. Die bereits mehrfach ausgezeichnete Buchverfilmung des britischen Regisseurs Danny Boyle ("Trainspotting") zeichnet somit ein realistisches Bild der Lebenssituation tausender benachteiligter Kinder in Indien.

Produzent Christian Colson sprach in der Oscar-Nacht von einem "unglaublichen Weg", den der Film zurückgelegt habe. "Als wir angefangen haben, hatten wir keine Stars, keinen Einfluss, nicht genug Geld, um zu machen, was wir wollten", sagte Colson. "Aber alle, die das Drehbuch gelesen haben, haben sich darin verliebt."

In Indien stand der Film aber dennoch zeitweise in der Kritik. Viele sprachen von "Armutspornografie", die die eigentliche Schönheit Indiens nicht angemessen widerspiegele. Im Gegensatz zu vielen klassischen Bollywood-Produktionen verzichtet "Slumdog Millionaire" darauf, die sozialen Verhältnisse Indiens zu beschönigen. Je mehr Auszeichnungen der Film in den vergangenen Monaten auf den internationalen Festivals gewinnen konnte, desto stiller wurden die anfänglichen Kritiker in Indien.

"Slumdog Millionaire" war mit 15 Millionen Dollar eine Billigproduktion. Inzwischen hat er weltweit 160 Millionen Dollar eingespielt. In Deutschland müssen sich die Zuschauer bis zum Start des berauschenden Sozialdramas noch einige Wochen gedulden. Der Film kommt erst am 19. März in die deutschen Kinos.

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