Fotos "Rio" - mit Papageien und anderen komischen Käuzen unterm Zuckerhut
Es gibt wahrlich schlimmere Schicksale als das Dasein des azurblauen Ara-Papageis Blu, der es sich in der kuscheligen Buchhandlung seiner Menschenfreundin Linda gemütlich macht.
Deshalb sträuben sich bei dem zahmen Stubenhocker alle Federn, als eine Reise in sein angestammtes Biotop zur Debatte steht. Zwecks Arterhaltung soll Blu, das einzige lebende Männchen seiner Spezies, in Rio auf sein weibliches Pendant Jewel treffen. Der mit augenzwinkerndem Slapstick ausgemalte Kontrast zwischen dem verschneiten US-Bundesstaat Minnesota (in den das Küken Blu aus Brasilien von Vogelfängern verschleppt worden war)...
...und dem lebensfrohen Rio verrät die Handschrift eines Insiders: Nach seinen verfrorenen "Ice Age"-Erfolgsfilmen muss es dem brasilianischstämmigen Hollywood-Regisseur Carlos Saldanha ein großes Bedürfnis gewesen sein, sich der Wärme seiner Geburtsstadt zu erinnern.
Zwar greift er tief in die Klischee-Kiste, wenn er Brasilianer als allzeit sorglos schunkelnde Partygänger zeigt. Doch seine temperamentvolle Culture-Clash-Komödie strahlt eine unwiderstehlich gute Laune aus.
Dabei ist forsche Jewel, die im Gehege einer Tierstation auf Blu trifft, an dem verzärtelten Piepmatz anfangs null interessiert.
Doch als die freiheitsliebende Ara-Dame und ihr scheuer Galan von Tierschmugglern gekidnappt werden, kommen die Talente des fluguntüchtigen Weicheis zum Zuge: nonchalant knackt Blu das Käfigschloss.
Verfolgt von den Ganoven und ihrem Spion, dem grundbösen Kakadu Nigel, fliehen die aneinandergeketteten Aras quer durch Rio.
Auch Linda und Ornithologe Túlio suchen mithilfe eines kleinen Straßenjungen nach dem Federvieh,...
...dem inzwischen weitere schräge Vögel unter die Fittiche greifen.
Die turbulente Story gehorcht sichtlich der Vorgabe, möglichst viele "typisch brasilianische" Postkarten-Reize unterzubringen. Mit einer strahlenden Farbpalette werden nicht nur Karneval, Copacabana, Zuckerhut und Regenwald, sondern auch die Favelas, die berüchtigten Slums, illuminiert; die ganze Pracht kommt außerdem in atemberaubenden Vogelperspektiven zur Geltung.
Den Takt des Abenteuers geben die Samba-Trommeln vor, die, mal schmusig, mal aufgekratzt, Zwei- und Vierbeiner wie eine Bulldogge zum Hinternwackeln bringen.
Stiefmütterlich behandelten die Animatoren allerdings die Menschen, die mit ihrem Vogeltick meist als komische Käuze auftreten. Die Paradiesvögel dagegen besitzen mit ihren Glubschaugen weit mehr Ausdruckskraft. Und wo das angesagte 3D-Format in vielen Trickfilmen keinen Sinn macht, verleiht es dem waghalsigen Geflatter von Fluganfänger Blu über der Copacabana den letzten Kick.
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"Rio", Animationskomödie, USA 2011, 95 Minuten, FSK: 0, Regie: Carlos Saldanha, Stimmen: David Kross, Johanna Klum, Roberto Blanco, Culcha Candela u.a.Kinostart: 7. April 2011