Zum Tod des Hollywoodschauspielers Robin Williams — "O Captain! my Captain!"

San Francisco · Robin Williams hat Millionen Menschen mit Filmen wie "Good Morning, Vietnam" oder "Mrs. Doubtfire" begeistert. Privat litt er an Depressionen, trank Alkohol und nahm Drogen. Nach seinem Tod steht Hollywood unter Schock.

Robin Williams: Bilder aus seinem Leben
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Bilder aus dem Leben von Robin Williams

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Er war vielleicht der lustigste traurigste Clown, den Hollywood aufzubieten hatte, in seinen Rollen wie im Leben immer nur einen Schritt vom Abgrund entfernt. Hinter fast jedem Witz lauerte bei Robin Williams auch Tragik, hinter jeder Pointe steckte eine Einsicht, hinter jeder Grimasse ein Blick in sein großes Herz. Das hatte er mit anderen genialen Clowns gemein, Charlie Chaplin zum Beispiel oder Jerry Lewis. Selbst wenn die Gags aus ihm heraussprudelten, so konnte und wollte er doch nie verbergen, dass er damit seine inneren Dämonen in Schach hielt — Depressionen, Drogen, Alkoholismus.

Seine Schlagfertigkeit war legendär

Jeder Cineast hat seine Robin-Williams-Momente, jeder liebt eine andere Figur. Das schrill-schrullige Kindermädchen "Mrs. Doubtfire", das mit dem Staubsauger tanzt. Den Moderator Adrian Cronauer, der allmorgendlich "Good Morning, Vietnam" ins Radio brüllt. Den Lehrer John Keating, der im "Club der toten Dichter" die Schüler mit Poesie ("O Captain! My Captain!") aufs Leben vorbereitet.

Den Dozenten Parry, der in "König der Fischer" den Heiligen Gral im Wohnzimmer eines Millionärs sucht. Den Therapeuten Sean Maguire, der in "Good Will Hunting" ein Mathe-Genie auf den rechten Weg bringt. Und und und. "Er war Soldat, Arzt, Genie, Kindermädchen, Präsident, Professor, ein lärmender Peter Pan und alles dazwischen", würdigte US-Präsident Barack Obama den Schauspieler. "Er brachte uns zum Lachen. Er brachte uns zum Weinen."

Gelernt hat Williams sein Handwerk als Stand-up-Comedian, es später in der Juilliard School für Darstellende Künste verfeinert. Daher stammt sein Gefühl für das perfekte Timing, seine Lust an der Improvisation, sein Wissen über die Durchschlagskraft eines guten Witzes. Als "Mork vom Ork" begeisterte er in der gleichnamigen TV-Serie auch deshalb das Publikum, weil die Drehbuchautoren ihm weiße Stellen im Script ließen, Raum für spontane Einfälle.

Darum verlegen war Williams nie, seine Schlagfertigkeit, seine Schnelligkeit waren unter Kollegen legendär, er kalauerte selbst noch über seine Herz-OP im Jahr 2009. "Man lernt die kleinen Dinge wieder schätzen", sagte er der New York Times, "zum Beispiel Strandspaziergänge mit einem Defibrillator." Erst die Bitternis, die Williams hier wie so oft mitschwingen ließ, verleihte seinem Witz Tiefe. Komik, das hieß bei Williams immer auch Entblätterung, Suche nach Erkenntnis in tieferen Daseins-Schichten.

Williams floh vor dem Erfolg in den Rausch

Aus diesem Grund war ihm das Komödiantische alleine nie genug. Er gierte nach ernsten Rollen, die das Abgründige in ihm eher bedienten, spielte einen Stalker in "One Hour Photo" und einen Serienmörder in "Insomnia", beides brillant. Zu dieser Zeit waren Williams Züge kantiger und verkniffener geworden, der Mund fast lippenlos, das Düstere schien ihm eher auf den Leib geschneidert als das Komische. Dazu passte, dass ihm auch das Leben nie genug war.

Williams floh vor dem Erfolg in den Rausch und machte keinen Hehl daraus. "Diese Stimme sagt andauernd: ,Nur einen'. Doch wer das nicht kann, für den gibt es niemals nur einen Drink", sagte er in einem Interview. Als Williams Freund John Belushi 1982 an einer Heroin-Überdosis starb, riss der Schauspieler sich zusammen. Zwei Jahrzehnte blieb er trocken, danach verfiel er dem Alkohol erneut. Er habe Angst, erzählte er dem "Guardian". Wovor? "Vor allem. Es ist ein generelles Arggghhh." Zuletzt hat er laut seiner Sprecherin an schweren Depressionen gelitten.

Tochter verabschiedet sich mit Passage aus "Der kleine Prinz"

Kollegen und Freunde äußerten sich bestürzt über Williams' Ende. "Ich hoffe, in den Erinnerungen wird nicht sein Tod vorherrschen", sagte Williams Frau Susan Schneider, "sondern die Momente des Spaßes und des Lachens, das er Millionen gab". Williams war mit der Grafikdesignerin seit 2011 verheiratet. Es war seine dritte Ehe.

Tochter Zelda, eines von Williams drei Kindern, verabschiedete sich mit einer Passage aus "Der kleine Prinz" von Antoine de Saint-Exupéry: "Du, nur du allein wirst die Sterne besitzen wenn sie niemand sonst hat... In einem dieser Sterne werde ich leben. In einem von ihnen werde ich lachen. Und so wird es sein, als würden all diese Sterne lachen, wenn du des nachts zum Himmel blickst... Du - nur du - wirst die Sterne besitzen, die lachen können."

Was Williams letztlich an der Welt hat verzweifeln lassen, bleibt sein Geheimnis. Mangelnder Erfolg kann es nicht gewesen sein, er hatte alles erreicht, unzählige Preise bekommen, unter anderem einen Oscar. Comedy-Kollegen sagten, niemand hätte ihn wirklich gekannt. In der Laugh Factory auf dem Sunset Strip in Los Angeles verabschiedeten sie sich standesgemäß: "Ruhe in Frieden", stand über dem Eingang, "bring Gott zum Lachen."

(RP)
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