"Safari" Ulrich Seidl auf Großwildjagd

Der Österreicher prangert in seiner Doku "Safari" die Tierjagd in Afrika an.

Der Schock kommt am Ende: Zum Finale seiner Dokumentation "Safari" zeigt der Österreicher Ulrich Seidl quälend lang und detailliert den Todeskampf einer Giraffe und schließlich das Ausweiden des Tieres. Die schier endlos anmutende Szene "krönt" hier den Urlaubstrip von Europäern, die in Afrika als Touristen ihre Lust am Töten von Großwild ausleben.

Ehe der Autor und Regisseur Seidl das qualvolle Sterben und dann auch noch brutale Zerstückeln des im Leben schön und stolz anmutenden Tieres in kühler Direktheit zeigt, schleicht er sich zuvor sozusagen auf Samtpfoten an sein Thema heran: die Entlarvung des Menschen als die grausamste Bestie auf Erden. Zunächst zurückhaltend, in seinen Fragen jedoch immer drängender, beobachtet er Deutsche und Österreicher auf der Jagd in Dschungel und Savanne.

Anfangs hat man als kritischer Betrachter den Eindruck, Seidl mache es sich etwas zu leicht. Denn das Jägerlatein und die Rechtfertigungen, die das Grüppchen der von ihm Begleiteten von sich gibt, wirken oft einfach nur lächerlich. Doch je mehr Seidl auf Beobachtungen setzt, umso schärfer wird die Entlarvung einer Profit bringenden Tourismusindustrie.

In filmischen Essays wie "Tierische Liebe", "Der Busenfreund" oder "Im Keller" und in Spielfilmen, etwa "Hundstage" und "Import Export", hat Seidl immer wieder auf die Abgründe der sogenannten Zivilisation geblickt. Auch mit der vor einigen Jahren herausgekommenen "Paradies"-Trilogie über die Sehnsüchte unterschiedlicher Frauen erregte er international Aufmerksamkeit. "Safari" wirkt am stärksten, wenn der Regisseur nicht auf die Brutalität des Jagens fokussiert, sondern auf die Selbstverständlichkeit, mit der Menschen das Töten von Tieren als Spaß betrachten. Da ist etwa ein Mann, der das gerade abgeschossene Gnu tätschelt und vom Sportsgeist des Gegners faselt - so als hätten die Zwei eine Partie Schach gespielt. Zum Ende hin weitet sich der Blick dann über das Thema Jagd hinaus: Kurze Momentaufnahmen belegen schlaglichtartig, dass sich die von Seidl begleiteten Mitteleuropäer den Afrikanern ganz selbstverständlich überlegen fühlen. Spätestens dann wird der von Jagd-Gegnern sowieso kritisch verstandene Report des Tötens aus Spaß zum konturenscharfen Bild der sogenannten westlichen Welt.

Safari, Regie: Ulrich Seidl, 91 Min.

(dpa)
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