Einer der letzten Western-Helden Schauspieler Richard Widmark ist tot

Frankfurt/Main (RPO). Richard Widmark gehörte zu den letzten Stars einer großen Epoche Hollywoods. Der Nachkomme schwedischer Einwanderer wurde in den 50er Jahren zum Leinwand-Westernheld. Am Montag ist Widmark im Alter von 93 Jahren gestorben.

 Dieses Bild zeigt Richard Widmark 1967.

Dieses Bild zeigt Richard Widmark 1967.

Foto: Universal Pictures, AP

Widmark feierte 1947 in Henry Hathaways längst klassischem Thriller "Der Todeskuss" ein fulminantes Kinodebüt als psychopathisch-sadistischer Killer. Mit dieser Rolle wurde der Schauspieler und Rundfunksprecher auf einen Schlag berühmt.

Es war die Geburtsstunde des "Mörders mit den eisblauen Augen" und dem schaurig-heiseren Lachen. In der Folgezeit hatte der intelligente Schauspieler mit Universitätsdiplomen in Politik und Rhetorik auf der Leinwand allerlei Schurken zu verkörpern.

Doch Widmark entkam schließlich diesem Typklischee und wurde in den 50er Jahren einer der ganz großen Westenhelden Hollywoods. Für den Pferdenarr von Kindesbeinen an waren das die schönsten Rollen: "Ich bin ein Naturmensch, und das Schönste an den Dreharbeiten zu den Western war immer, dass wir uns viel unter freiem Himmel aufhielten."

Widmarks Mitwirkung in etlichen Kriegsfilmen hing mehr mit seinem markanten Äußeren zusammen als eigenen militärischen Erfahrungen. Denn wegen eines Defekts am Trommelfell war er vom Soldatendienst im Zweiten Weltkrieg freigestellt. 1937 hatte Widmark Deutschland mit dem Rad durchkreuzt. Von Talkshows und großen Reden hielt Widmark, der schon vielen Jahren sehr zurückgezogen auf seiner Farm in Connecticut lebte, überhaupt nichts.

Scharfe Kritik an der Filmindustrie der Gegenwart

Seit 1942 skandalfrei verheiratet, bewegte sich der Schauspieler nie in der Welt des Glamours und Glitzerns der kalifornischen Filmmetropole. Widmark wurde noch in einem Hollywood groß, in dem Stars seines Kalibers Profis vom Scheitel bis zur Sohle waren. "Die machten ihre Arbeit, gingen nach Hause und hielten den Mund." Gerne zitierte Widmark die Worte seines legendären Kollegen Humphrey Bogart: "Das Einzige, was du deinem Publikum schuldest, ist, gute Arbeit zu leisten."

Von Hollywood-Produktionen der Gegenwart hielt der alte Leinwandkämpe nicht viel. Vor allem vermisste er die gleichberechtigte Teamarbeit, die in Hollywood einstmals Trumpf war: "Ich empfinde es als Untugend, wenn bei einem Film die besonders gute Kameraführung auffällt oder einige Darsteller alle anderen an die Wand spielen. Das raubt dem Film die künstlerische Einheit."

Der frühere entschiedene Vietnamkriegsgegner haderte zuletzt ohnehin mit der Entwicklung bei Film und Fernsehen: "Das, was wir einmal Unterhaltung nannten, ist zu einem blasierten und zynischen Geschäft geworden." Ruhm und Ansehen Richard Widmarks sind davon unbefleckt geblieben.

(ap)
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