Sehenswertes griechisches Drama "Chevalier"

Eine imposante Steilküste, blaues Meer, Männer steigen mühsam aus den Fluten: Unwillkürlich denkt man bei dem griechischen Film "Chevalier" an gestrandete Flüchtlinge - ein Trugschluss.

Athina Rachel Tsangari ("Attenberg") gelingt mit "Chevalier", der im Original mit deutschen Untertiteln ins Kino kommt, eine brillant-fesselnde Studie über die menschliche Natur. Angesiedelt zwischen Komödie und Drama wartet Tsangari dabei mit einer Reihe wunderbar bizarrer Einfälle auf.

Die Männer aus dem Meer entpuppen sich schnell als Taucher, die mit einer Luxusjacht durch die Ägäis kreuzen. Sie haben Fische gejagt - glücklich und stolz posieren sie mit ihrem Fang für ein Erinnerungsfoto. Das sollte das letzte Mal sein, dass man die sechs Männer, die durch Freundschaft, Familie oder Beruf miteinander verbunden sind, in solch einer Eintracht sieht. Kommen sie doch auf die verhängnisvolle Idee, aus Langeweile ein Spiel zu spielen: Wer ist der Beste? Und zwar in allem: Der Gewinner bekommt den "Chevalier" - einen Siegelring.

So skurril Tsangaris Studie menschlicher Verhaltensweisen auch sein mag, so bedrückend ist auch die immer bedrohlicher werdende Stimmung auf der Jacht. Und wenn das Leben ein Wettkampf ist, dann ist "Chevalier" eine klare Absage an ein friedliches Miteinander, das durch den Egoismus jedes Einzelnen permanent gestört wird.

Und doch steckt auch Hoffnung in "Chevalier", die ausgerechnet von dem etwas pummeligen Dimitris (Makis Papadimitriou) ins Spiel kommt. Er ist der vermeintliche Looser der Truppe, der noch immer bei Mama wohnt und davon träumt, den perfekten, runden Stein zu finden. Dimitris ist der Einzige, für den Loyalität kein Fremdwort ist.

Chevalier, Griechenland 2015 - Regie: Athina Rachel Tsangari, 104 Min.

(dpa)
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