Fortsetzung von "Sharknado" Der Hype um den Hai

Düsseldorf · Am 10. August zeigt der deutsche Ableger des digitalen Spartensenders Syfy den fünften Teil seiner Sharknado-Reihe. Die trashigen und überaus schlecht gemachten Filme sind in nur wenigen Jahren zum Kult geworden.

 Haie zerstören die Wahrzeichen der Welt - das plumpe, aber erfolgreiche Konzept der Sharknado-Filme.

Haie zerstören die Wahrzeichen der Welt - das plumpe, aber erfolgreiche Konzept der Sharknado-Filme.

Foto: Screenshot: Youtube (SYFY)

Haie, die vom Himmel fallen, treffen auf Männer mit Kettensägen. Willkommen in der Welt von Sharknado — einem Kunstwort aus den Begriffen "Shark" (Hai) und Tornado. Und damit ist die Handlung aller vier bisher erschienenen Filme im Großen und Ganzen bereits erzählt. Nur, dass Drehbuchautor Thunder Levin (er heißt wirklich so) und Regisseur Anthony C. Ferrante mit jedem Teil die Grundidee noch ein wenig weiter überdrehen und ein wenig tiefer in die Abgründe des Absurden führen.

Die Filme sind schlecht. So schlecht, dass man die Augen nicht mehr abwenden kann — obwohl man es möchte. Die Tricktechnik kriegen manche Youtube-Videos besser hin. Und offenbar wurden manche Szenen so schnell runtergedreht, dass von Schnitt zu Schnitt Haie ihre Größe ändern oder der Wasserpegel mal hoch, mal niedrig ist. Nein, es gibt wirklich kaum etwas Gutes, was man über Sharknado sagen kann. Außer: Die Macher wissen, dass die Filme trashig sind. Sie stehen dazu und haben es mehr oder weniger zum Markenzeichen erhoben. Sofern Trash ein Markenzeichen sein kann.

Alles begann 2013: Der Drehbuchautor Thunder Levin und der Maskenbildner und sporadische Regisseur Anthony C. Ferrante hatten sich zusammengesetzt und wollten einen etwas anderen Horrorfilm machen: Weil es aber schon mehr als genug Zombie-Filme und —Serien gab, entschied man sich für die nach Vampiren drittbedrohlichsten Wesen auf der Leinwand: Haie. Beim Produktionsstudio "The Asylum" lief man damit offene Türe ein. Schließlich ist man dort für Filme um die marinen Raubtiere bekannt.

Zur Sammlung gehören unter anderem "Mega Shark vs. Crocosaurus" oder "Mega Shark vs. Giant Octopus” und "2-Headed Shark Attack" — gefolgt von "3-Headed Shark Attack" und natürlich "5-Headed Shark Attack".

Das Studio ist grundsätzlich stolz darauf, niveaulose Horror-Filme zu produzieren, die sich gerne auf aktuelle Blockbuster beziehen und es fast nie ins Kino schaffen. Meist werden sie direkt für Bluray oder fürs Fernsehen hergestellt — billig und schnell. Und dort mochte man Ferrantes und Levins "frische" Idee von Haien, die von einem Tornado ins Land getragen und zur Bedrohung werden. Vor allem, nachdem der TV-Sender SyFy sich ebenfalls interessiert zeigte und den Film in Auftrag gab. In nur 18 Tagen entstand so der erste Teil, in dem Ferrante und Levin mal eben jede Logik, die Gesetze der Physik oder alles, was mit Filmkunst zu tun hat, über Bord warfen.

Selbst die vielen offensichtlichen Laiendarsteller und sogar echte Schauspieler (die Grenzen sind in Sharknado fließend), die oft vor einem Greenscreen agierten, hatten offenbar keine Ahnung, was genau nachher digital eingefügt wird. Zumindest wirken sie oft recht ratlos und zwanghaft darum bemüht, alles ernst zu nehmen. Hauptdarsteller Ian Ziering (Fin Shepard) gab auch unumwunden zu, dass er nur im ersten Film mitgespielt hat, weil er eine Rolle brauchte — damit seine Familie über die US-Schauspielgesellschaft auch weiterhin krankenversichert ist.

Zunächst hatte der Film in den USA nur 1,37 Millionen Zuschauer — was für den Sender Syfy eher schlecht war. Im Schnitt sehen dort 1,5 Millionen eine Eigenproduktion. Sharknado galt schon fast als Flop. Doch dann fing der Drehbuchautor und Produzent Damon Lindelof (Lost, Star Trek, World War Z, Prometheus) an, über diesen verrückten und schlechten Film zu twittern. Weitere mehr oder weniger bekannte Hollywood-Größen stiegen in die Online-Diskussion mit ein.

Am Ende wurden mehr als 318.000 Tweets zu Sharknado während der ersten Ausstrahlung gezählt. Der Hype war losgetreten. Syfy wiederholte den Film eine Woche nach der Premiere — mit nun 1,89 Millionen Zuschauern. Eine dritte Ausstrahlung erreichte dann sogar 2,1 Millionen und bescherte der Produktionsfirma "The Asylum" einen Umsatzrekord: Lag der 2009 noch bei fünf Millionen US-Dollar, schoss er 2013 auch dank der Tornado-Haie auf 19 Millionen US-Dollar hoch.

Doch was ist das Geheimnis des Erfolgs? Sicher ist es ein Glücksfall für Levin und Ferrante, dass seit dem ersten Film so viele Influencer bei Twitter und später auch bei Youtube kaum zu bremsen sind und sich immer wieder über die Sharknado-Reihe auslassen. Doch das tun sie nicht nur, weil so ziemlich alles an den Filmen schlecht ist. Während die ersten beiden Teile noch eine halbwegs zusammenhängende Geschichte erzählten, wurde das Absurde im dritten und vierten Film zum Programm: Da kämpft der US-Präsident mit dem Dauerhelden Fin und jeder Menge Waffen gegen Haie, die das Weiße Haus attackieren.

Stripper in engen Hosen stoßen mit der typischen anzüglichen Hüftbewegung die Meeres-Raubtiere aus dem Weg. Und an Bord eines Space Shuttles wird in der Schwerelosigkeit und im Weltall mit Laser-Kettensägen gegen Haie gekämpft — die Fin dann auch als Hitzeschild benutzt, um den Wiedereintritt in die Atmosphäre zu überstehen.

Die Sharknado-Reihe bewegt sich zwischen Farce, dem Ergebnis eines Kreativ-Wettbewerbs unter Vierjährigen und einer Sammlung von Ideen, die spontan am Set oder nach dem Genuss hochprozentiger alkoholischer Getränke entstanden zu sein scheinen. Das wird kostensparend dilettantisch umgesetzt, während die Schauspieler ihre Parts betont ernst vortragen — als ob es sich um tiefsinnige Produktionen handeln würde.

Doch gerade so parodiert man nicht nur sich selbst, sondern vor allem auch die große Hollywood-Filmfabrik in ihrem Fortsetzungswahn. Wo große Studios oft zig Millionen in mehrfach glatt gezogene, von Marketing-, Merchandise- und Zielgruppen-Analysten durchgestylte Blockbuster investieren, sind die Billig-Sharknado-Produktionen die gelebte Film-Anarchie: B-Movie-Punk gegen das Kino-Establishment, das sich an keine cineastischen Regeln hält, sondern aus und zum Spaß existiert. So hat es die Reihe zur Berühmtheit und einer großen, vor allem jungen Anhängerschaft gebracht.

Das zieht auch mehr oder minder große Namen an: David Hasselhoff hat eine Nebenrolle in der Reihe. Und neben dem Game-of-Thrones-Autoren George R. R. Martin machten bereits eine Reihe von Politikern, TV- und Fernsehstars oder —sternchen wie Sarah Knappik bei den Filmen mit. Auch für den fünften Teil wurden einige halbwegs Prominente verpflichtet: Die Ex-Models Fabio (spielt den Papst) und Katie Price sind ebenso dabei wie die Skater-Legende Tony Hawk und Sängerin Olivia Newton-John (Grease).

Am 10. August wird Sharknado 5 — "Global Swarming" in Deutschland auf dem Sender Syfy gezeigt. Und frei nach US-Präsident Donald Trump und dessen Slogan "Make America great again" (Macht Amerika wieder groß) trägt der Film den Untertitel "Make America bait again" (Macht Amerika wieder zum Köder). Das ist völlig sinnfrei und passt darum zu dem Film, in dem nun nicht mehr nur die USA, sondern die ganze Welt bedroht wird — von blutrünstigen Haien, die vom Himmel fallen.

(jov)
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