"Son Of Saul" zeigt das Grauen der NS-Todesmaschinerie
Das, was Regisseur Nemes da in seinem bemerkenswerten Debüt auf die Leinwand bringt, bricht gleich in mehrfacher Hinsicht mit den Sehgewohnheiten. Schließlich stehen bei "Son of Saul", das im einstigen deutschen Vernichtungslager Auschwitz angesiedelt ist, nicht die Verbrechen rund um die Gaskammern im Mittelpunkt. Stattdessen werden sie verwoben mit der Geschichte des Insassen Saul, der verzweifelt versucht, seinen toten Sohn vor der Verbrennung zu retten und ihn beerdigen zu lassen.
Saul arbeitet im Sondereinsatzkommando an den Gaskammern, sortiert Kleidung, schleppt Leichen zu den Öfen, schaufelt Asche in einen See. Das alles filmt Nemes, der einst Assistent bei der Regielegende Béla Tarr war, aber meist unscharf; denn sein Fokus liegt auf Saul. Die Kamera bleibt nah am Vater, rennt mit ihm durch das Lager, die Baracken, stets auf der Suche nach einem Rabbi für die Beerdigung. Die Tonspur dröhnt, während Nemes Einblicke in den Massenmord und das wie eine Fabrik arbeitende KZ gibt. Inszeniert im quadratischen 1:1-Format, das die Kinoleinwand nicht ausfüllt, wird die klaustrophobische Enge innerhalb dieser Todesmaschinerie spürbar.
Son of Saul, Ungarn 2015 - Regie: László Nemes, mit Géza Röhrig, 107 Min.
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