Star-Trek-Saga Die Enterprise auf Sinnsuche

Düsseldorf · Vor 50 Jahren wurde erstmals "Star Trek" ausgestrahlt. Nun kommt ein neuer Film in die Kinos. Wofür steht die einst bahnbrechende Reihe noch?

Die Vision des Weltkriegs-Bomberpiloten, Ex-Polizisten und Drehbuchautors Gene Rodenberry war in den 1960ern ein grandioser Misserfolg: Seine Science-Fiction-Serie "Star Trek", "Raumschiff Enterprise" auf Deutsch, zeigte eine Menschheit, die ihre kleinlichen Differenzen beigelegt hatte, um gemeinsam ins All aufzubrechen. Und das stieß in den Anfangsjahren der Serie zwischen 1966 und 1969 auf wenig Gegenliebe beim Publikum.

Es begann schon mit der Crew aus mehr oder weniger gleichberechtigten Asiaten, Weißen und Schwarzen, später auch noch Russen, aus Männern, Frauen und Aliens. In einer Zeit, die vom Rassismus, dem Kalten Krieg, dem Chauvinismus jener Zeit und ihren Vorurteilen geprägt war, schien das bereits eine Zumutung. Und die Abenteuer, die sie erlebten, hielten der Gesellschaft dann auch noch einen Spiegel vor.

In ihren besten Momenten war die Serie ein bitterböser Kommentar zu Rassismus, zur Diskriminierung und zum Vietnamkrieg. Immer wieder ließ Rodenberry seine bis heute legendären Charaktere, den entschlossenen Captain James Tiberius Kirk, den rationalen Vulkanier Commander Spock und den leidenschaftlichen Dr. Leonard McCoy, Antworten darauf finden, was Menschlichkeit und der Glaube an Grundrechte bedeuten.

Das entsprach damals indes nicht dem Zeitgeist. Erst in den 1970er Jahren, als der Glaube an den "American Way of Life" durch Kriege und Politskandale erschüttert worden war, eroberte die Serie nach unzähligen Wiederholungen im US-Fernsehen die Herzen eines zunehmend intellektuelleren Publikums.

Der überraschende Erfolg einer Serie, die damals so unkonventionell, intelligent und visionär wirkte, führte zu bislang zwölf Kino-Abenteuern und fünf TV-Serien - für die man mehr als drei Wochen benötigt, wenn man alle Filme und Episoden ohne Pause schauen würde. Sätze wie "Beam me up, Scotty" - die so in der Serie nie gesagt wurden - sind Zitate der Popkultur, die fast überall auf der Welt verstanden werden.

Immer wieder schafften es fast alle Serien und Filme, spannende Geschichten zu erzählen, in denen es tatsächlich oft nur um ein Thema ging: Was bedeutet Menschlichkeit? Dafür nutzten die geistigen Erben von Gene Rodenberry, der 1991 verstarb, die Bandbreite der Möglichkeiten eines futuristischen Universums, bei dem man unzählige Gesellschaftsmodelle und Gefahren entwickeln konnte, mit denen sich die Crews der diversen Raumschiffe auseinandersetzen mussten. Zumindest in ihren besten Momenten.

Nur leider wurden diese besten Momente im Laufe der Jahre immer seltener. Die bislang letzte TV-Serie "Star Trek: Enterprise" zwischen den Jahren 2001 und 2005 litt oft unter Ideenlosigkeit und einer biederen Inszenierung. Zudem jagte man dem Zeitgeist hinterher. Dabei beruhte der Erfolg von "Star Trek" auf dem Gegenteil: an dem Festhalten an Werten, dem Bekenntnis zum Humanismus und zum Glauben daran, dass der Mensch alle Widrigkeiten überwinden und dennoch seinen Überzeugungen treu bleiben kann.

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Nach den Anschlägen des 11. September 2001 zeigte man dagegen in "Star Tek: Enterprise" eine Crew, die auf Gewalt, auf Pragmatismus und das Durchsetzen des eigenen Willens setzte. "Star Trek" wirkte dadurch belanglos und wie eine Abenteuerserie ohne Tiefgang, die sich zu sehr auf ihr Vermächtnis verließ. Die Zuschauer langweilte es. Auch die stetig biederer werdenden Kinofilme fielen beim Publikum durch. "Raumschiff Enterprise" schien 2006 nach 40 Jahren am Ende. Auch weil die Reihe zunehmend spießig und altbacken wirkte.

Erst J. J. Abrams hauchte der Serie 2009 im Kino wieder Leben ein, indem er die Vergangenheit vom Tisch fegte. Er etablierte im "Star Trek"-Universum eine neue Zeitlinie, um mit den bekannten Figuren Kirk, Spock und McCoy neue, spannende Geschichten erzählen zu können. Die orthodoxen Fans der alten Werke lehnen diese "Wiedergeburt" ab, die für sie zu einer belanglosen Action-Orgie verkommen ist. Und die Frage ist tatsächlich, wofür "Star Trek" nach 50 Jahren steht. Im neuen Film, der am Donnerstag in die Kinos kommt, wird das Raumschiff Enterprise buchstäblich zerlegt.

Es ist ein Sinnbild für die Reihe, die sich selbst dekonstruiert, um sich zwischen Unterhaltung, Action und Tiefgang neu zu erfinden - auf der Suche nach einer Botschaft, die auch in dieser Zeit ein breites Publikum findet. Denn die zwei tatsächlich sehr guten, aber auch nicht so tiefsinnigen Filme des Neustarts unter J. J. Abrams haben zwar schwarze Zahlen geschrieben. Sie waren aber im Vergleich zu Kinoreihen wie "Star Wars" oder den Marvel-Superhelden-Verfilmungen nicht annähernd so erfolgreich.

Unsere Vorab-Kritik zu "Star Trek Beyond" gibt es hier im Video.

Auf Netflix wird es im kommenden Jahr auch eine neue Star-Trek-Serie geben.

(jov)
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