Streit mit Disney Kleine Kinos verzichten auf neuen "Star Wars"-Film

Düsseldorf · "The Force Awakens" startet am 17. Dezember – und wird in rund 60 Kinos bundesweit nicht zu sehen sein. Tendenz steigend. Grund sind die Verleihbedingungen, die Rechteinhaber Disney vorgibt. Besonders kleine und unabhängige Filmtheater können und wollen die Vorgaben des Hollywood-Konzerns nicht erfüllen.

"The Force Awakens" startet am 17. Dezember — und wird in rund 60 Kinos bundesweit nicht zu sehen sein. Tendenz steigend. Grund sind die Verleihbedingungen, die Rechteinhaber Disney+ vorgibt. Besonders kleine und unabhängige Filmtheater können und wollen die Vorgaben des Hollywood-Konzerns nicht erfüllen.

Am 17. Dezember feiert der siebte Teil der "Star Wars"-Saga — "The Force Awakens" — weltweite Premiere in den Kinos. Und spätestens seit Veröffentlichung des offiziellen Trailers sind die Fans der Science-Fiction-Reihe endgültig in Ekstase. Weltweit fiebern sie bereits dem Filmstart entgegen.

Ebenso die Kinobetreiber. Der Vorverkauf startete zeitgleich mit der Trailer-Veröffentlichung und sprengt seitdem alle Rekorde. Schon wenige Sekunden, nachdem auf den Verkaufsportalen die Tickets zur Verfügung standen, brachen die Server zusammen — dennoch nahm allein die US-Kette Imax innerhalb der ersten 24 Stunden 6,5 Millionen Dollar durch den Vorverkauf ein.

"Star Wars 7: The Force Awakens" – Szenenbilder des Films
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Szenenbilder aus "Star Wars VII – Das Erwachen der Macht"

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Foto: Lucasfilm 2015

Auch in Deutschland waren viele Kinosäle innerhalb kürzester Zeit ausverkauft. Wer eines der begehrten Tickets ergattern konnte, sehnt nun den 17. Dezember herbei. Alle anderen Fans müssen sich vorerst in Geduld üben, bis sie "Das Erwachen der Macht" im Kino sehen können. Doch könnte es für viele durchaus auch zu einem bösen Erwachen kommen.

Denn in Fan-Kreisen macht sich die Befürchtung breit, dass in vielen kleineren Kinos abseits der Großstädte die Leinwände schwarz bleiben könnten. Bereits im April verbannten deutschlandweit rund 200 Betreiber den Film "The Avengers: Age of Ultron" aus ihrem Programm — aus Protest gegen die Verleihpolitik des Rechteinhabers Disney. Der US-amerikanische Konzern hatte damals ohne Vorwarnung einseitig die Verleihbedingungen verschärft und damit insbesondere kleine Kino-Standorte vor den Kopf gestoßen. Unter anderem wurde der Filmmietsatz für unabhängige Kinos in Kleinstädten pro Besucher um über fünf Prozent auf Großstadtniveau erhöht. Da die Rechte des siebten Teils der Star Wars-Saga ebenfalls beim Mickey-Mouse-Konzern liegen, befürchten viele Fans der Serie nun einen weiteren Disney-Boykott durch unabhängige Kinos.

Diese Befürchtungen bestätigt Karl-Heinz Meier, Mitglied im Hauptausschuss des Branchenverbandes HDF Kino. Er vertritt in der Gruppe "Kleinbetriebe" die Interessen unabhängiger Kinobetreiber. Und er erhebt Vorwürfe gegen Disney. "Es ist in der Tat so, dass deutschlandweit viele kleinere Kinos den neuen "Star Wars"-Film nicht in ihr Programm aufnehmen werden. Die Bedingungen, die Disney stellt, sind einfach nicht zu erfüllen." Meier schätzt, dass sich aktuell bundesweit bereits bis zu 60 Kinos diesem Boykott angeschlossen hätten. Er kritisiert aber auch die Kollegen, die den Film mittlerweile ins Programm aufgenommen haben. "Einige sind noch unentschlossen, andere sind aber auch schon umgefallen und haben Disneys Leihbedingungen akzeptiert."

In Meiers eigenem Kino im niedersächsischen Lemförde werde der siebte Saga-Teil zumindest nicht zu sehen sein, sagt er. "Disney fordert unter anderem Mindesteintrittspreise, die man abseits der Großstadt nicht rechtfertigen kann. Und so geht es vielen weiteren Betreibern." Daher würden viele unabhängige Kinos lieber auf die Ticketerlöse, die man mit "Star Wars" erzielen könnte, verzichten, als sich langfristig den vorgegebenen Rahmenbedingungen zu fügen. "Weil man Angst vor dem haben muss, was da noch alles hinterher kommen kann, wenn man sich erst einmal auf die neuen Bedingungen Disneys eingelassen hat", erläutert Karl-Heinz Meier.

Doch nicht nur in Kleinstädten und auf dem Land scheint ein derartiges Szenario vorstellbar. Auch die Großkette Cinemaxx, die in deutschen Großstädten momentan 29 Kinocenter mit insgesamt 255 Sälen und 66.731 Sitzplätzen betreibt, scheint Probleme zu haben, mit Disney zu einer Übereinkunft zu gelangen. Wer auf der Cinemaxx-Homepage Tickets für den neuesten "Star Wars"-Teil ergattern möchte, bekommt derzeit nur folgende Meldung zu sehen: "Aufgrund von laufenden Vertragsverhandlungen mit unserem Partner The Walt Disney Company GmbH können wir den Vorverkauf von Star Wars 7 zum jetzigen Zeitpunkt leider nicht starten." Sobald man zu einem positiven Ergebnis gelangt sei, würde der Vorverkauf starten, heißt es dort weiter.

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Auf Anfrage unserer Redaktion wollte man bei Cinemaxx die aktuellen Vorgänge nicht weiter kommentieren. "Wir können zum aktuellen Zeitpunkt keine weiteren Informationen zum Vorverkaufsstart geben. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir interne Themen wie laufende Verhandlungen mit Partnern auch nicht weiter öffentlich kommunizieren", sagt Pressesprecherin Ingrid Breul. Zum eigentlichen Gegenstand der Verhandlungen machte sie ebenfalls keine Angaben. Auch von Disney selbst gibt es keine Aussagen zu dieser Thematik. Dort war trotz mehrfacher Kontaktversuche niemand für eine Stellungnahme zu erreichen.

(p-m)
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