Regisseur J. J. Abrams Der Mann, der die Macht in Star Wars wiedererweckt

Düsseldorf · Jeffrey Jacob Abrams hat seit 2006 dem Filmstudio Paramount Einnahmen von mehr als 2,4 Milliarden US-Dollar an der Kinokasse beschert. Nun soll er nach der erfolgreichen "Star Trek"-Wiederbelebung auch "Star Wars" für die "Disney"-Studios zur alten Größe führen.

Jeffrey Jacob Abrams: Der Mann, der nun für "Star Wars" verantwortlich ist
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Das ist J.J. Abrams

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Foto: ap, Evan Agostini

Er ist Drehbuchautor, Regisseur, Produzent und Filmkomponist: Der 48-jährige Jeffrey Jacob Abrams, den alle nur J. J. nennen, ist ein Mann der vielen Talente. "Ich bin eben ungeduldig und kann mich nicht lange nur auf eine Sache beschränken", sagt er selbst über sich. Und das zeigt sich auch in den vielen Projekten, an denen er gleichzeitig arbeitet — und an seinen Filmen oder Serien, in denen es oft mehrere, miteinander verwobene Handlungsebenen gibt. Das Paradebeispiel ist das TV-Phänomen "Lost", das er mit entwickelte — und das erst zerfaserte, als er sich nicht mehr intensiv um die Serie kümmern konnte. Das war 2006, als seine zweite Hollywood-Karriere startete.

Seine erste begann 1990, als er das Drehbuch für den Komödien-Flop "Filofax" verkaufte. Anschließend folgten Scripts für belanglose Filme, oder er wurde als Co-Autor verpflichtet. Fast wäre er einer jener unbekannten Auftragsschreiber in Hollywood geworden. Erst als er zum Fernsehen wechselte, konnte er sich langsam durchsetzen —vor allem mit der Agentenserie "Alias", der dann "Lost" folgte.

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Durchbruch in Hollywood mit "Mission Impossible III"

Tom Cruise wurde damals auf ihn aufmerksam und nach "kreativen Differenzen" mit anderen Kandidaten (unter anderem David Fincher) bot er dem Hollywood-Niemand 2006 den Regiestuhl für den dritten "Mission Impossible"-Teil an. Abrams nahm an, hatte Erfolg und rückte in den Fokus der Filmbosse des Studios "Paramount". 2009 sollte er dann die "Star Trek"-Reihe wiederbeleben, die nach Misserfolgen im Kino und im Fernsehen bereits so gut wie tot war. Vermutlich fragte das "Paramount"-Studio Abrams, weil sich kein anderer außer dem Neuen in Hollywood die Finger verbrennen wollte.

Der Kino-Novize blieb auf der Erfolgsspur und konnte mit dem zweiten Film "Into Darkness" die Kult-Reihe auf der Leinwand wieder etablieren — auch wenn er viele der alten Fans vor den Kopf stieß. Zu actionlastig, zu sehr auf den schnellen Gag ausgelegt, ohne Tiefgang seien seine beiden "Star Trek"-Filme. Dem Erfolg an der Kinokasse hat das indes nicht geschadet.

Bei "Star Wars" zögerte er zunächst

Für den 48-Jährigen gab es niemals einen Zweifel, dass er große Filme machen würde. Alles begann, als er acht Jahre alt war: Nach einem Besuch der "Universal Studios" war er mit dem Filmfieber infiziert. Weil sein Vater Gerald als Fernsehproduzent damals zudem ein Büro bei "Paramount" hatte, konnte er sich jeden Tag in Studios aufhalten und zusehen, wie Filmleute eine Art von Magie betrieben — die den Jungen, der sich für Zaubertricks begeisterte, faszinierte. Mit neun Jahren schrieb Abrams die ersten Drehbücher und setzte sie mit Schulfreunden und einer Super-8-Kamera um — inklusive Spezialeffekten. Es ist seine Kindheit, die er 2011 in die Spielberg-Hommage "Super 8" einfließen ließ.

Mittlerweile hat er den "Paramount"-Bossen rund 2,4 Milliarden Dollar Umsatz beschert. 2013 trat Disney+ nach dem Kauf der "Star Wars"-Rechte an ihn heran und bat den Erfolgsgaranten, auch den "Krieg der Sterne" 2015 wieder ins Kino zu bringen. Eine Aufgabe, mit der er sich, wie er selbst sagte, zunächst schwer tat. Zwar bezeichnet er sich als "kleinen Star-Wars-Nerd", aber wolle er nicht als "letzte Hoffnung" gelten, um bestehende Formate wiederzubeleben. Zumal ihm das Science-Fiction-Element beider Reihen zu ähnlich und er damit zu festgelegt schien. Dann ließ er sich im Januar von den neuen Verantwortlichen doch noch überzeugen. Ein Grund wird gewesen sein, dass "Krieg der Sterne 1977 der einflussreichste Film meiner Generation gewesen ist", sagt Abrams. Und: "Als ich den Film zum ersten Mal sah, überwältigte er mich. Was ich liebte, war die Klarheit, diese Art von Unschuld." Der Chance, dort wieder anzusetzen, widerstand er am Ende nicht. Doch anders als bei "Star Trek" kann er nicht einfach das Film-Universum umkrempeln, sondern muss an der etablierten Geschichte anknüpfen — und dennoch etwas Neues schaffen, das sich deutlich von seiner Star-Trek-Arbeit unterscheidet.

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Szenenbilder aus "Star Wars VII – Das Erwachen der Macht"

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Foto: Lucasfilm 2015

Die Fangemeinde wird eine Enttäuschung nicht verzeihen

Dass Abrams bei aller Liebe zu Spezialeffekten nicht vergisst, auch eine Geschichte zu erzählen, hat er bewiesen. Aber da sind noch die Fans: Schon bei Raumschiff Enterprise eckte Abrams an. Die "Star Wars"-Fangemeinde ist noch größer und noch aggressiver, wie auch Krieg-der-Sterne-Schöpfer George Lucas erleben musste — nach drei mittelmäßigen Filmen, mit denen er die Vorgeschichte des Epos erzählen wollte. Die heftige Welle der Kritik, die ihm entgegenbrandete, wird mit ein Grund gewesen sein, sein Werk in die Hände eines anderen zu legen.

Wenn Abrams es schafft, "Krieg der Sterne" den alten Hauch der Magie zurückzugeben, könnte er zur Legende werden — sonst aber erwartet ihn die wahrscheinlich größte Fankampagne in der Geschichte. Mit dem Trailer, der am 16. April während der Star Wars Celebration veröffentlicht wurde, hat er indes die Hoffnung geweckt, dass "Krieg der Sterne" unter ihm tatsächlich zur alten Größe zurückfinden kann. Auf die Frage eines Fans, ob er nicht Angst habe, die Menschen zu enttäuschen, sagte Abrams: "Ich hatte in meinem Leben niemals mehr Spaß, an etwas zu arbeiten, und diese Gelegenheit überwiegt das Risiko bei weitem."

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