Harrison Ford wird 70 Sternenkrieger, Abenteurer, Kämpfer

Düsseldorf · In den 80er und 90er Jahren war er der bestverdienende Schauspieler in Hollywood. Harrison Ford wurde als Han Solo im "Krieg der Sterne" weltberühmt. Seine andere große Rolle war die des Abenteurers "Indiana Jones". Heute feiert er Geburtstag.

Wissenswertes über Indiana Jones
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Vielleicht ist das sogar die schönste Szene im Werk von Harrison Ford. Der Film heißt "Der einzige Zeuge" (1985), darin geht es um einen Jungen, der einen Mord beobachtet hat, und Ford beschützt ihn. Der Cop taucht unter bei einer Familie, die wie der kleine Junge der Glaubensgemeinschaft der Amish angehört; sie mögen den technischen Fortschritt nicht und leben spartanisch.

Ford repariert in dieser Szene das Fluchtauto, die Mutter des Jungen ist mit in der Garage, Kelly McGillis spielt sie, und natürlich ahnt sie, dass das, was gerade in der Luft liegt, mit den Vorschriften schwer zu vereinbaren sein wird. Plötzlich geht das Radio an, "Wonderful World" von Sam Cooke läuft, die Frau hört diese Art von Musik zum ersten Mal. Harrison Ford geht zu ihr, nimmt sie in den Arm, sie tanzen, und als die Kamera das Paar einkreist, sieht man: Statt des fürsorglichen Ausdrucks ist da ein Haifisch-Grinsen in Fords Gesicht. Es wird nicht beim Tanzen bleiben.

Ford hat keine Schauspiel-Superstar-Attitüde

Vielleicht kann man Harrison Ford als den Cary Grant seiner Generation bezeichnen. Frauen und Männer mögen ihn gleichermaßen. Sein überirdischer Ruhm fußt im Alltäglichen. Er ist der Stellvertreter der Zuschauer, charmanter natürlich und attraktiver, aber doch ebenso überfordert in den Fährnissen des Lebens. "Frantic", der Thriller von Roman Polanski aus dem Jahr 1988, ist ein Beispiel dafür. Ford kommt mit seiner Frau nach Paris, sie wollen Urlaub machen, aber Minuten nach der Ankunft auf dem Flughafen ist er sie los. Gangster haben sie gekidnappt, und als Ford es begreift, schneiden die beiden schräg über seinen Mundwinkeln stehenden Falten tief ins Gesicht: Warum ich?

Ford gilt als einer der reichsten Schauspieler Hollywoods, mehr als drei Milliarden Dollar spielten seine Filme ein, und er hat jeden Schritt seiner Karriere geplant. In den späten 60er Jahren ging er von Chicago nach Hollywood, er hatte keinen College-Abschluss, aber eine Ausbildung als Zimmermann. Es gelang ihm, kleinere Rollen zu ergattern, 1973 in "American Graffiti" etwa, dem Rock-'n'-Roll-Film von George Lucas.

Freundschaftliches Verhältnis zu Produzenten George Lucas

Ford verstand sich gut mit dem Regisseur, und als Lucas 1976 Darsteller für "Star Wars" suchte, erinnerte er sich an den damals 27-Jährigen. Ford spielte den Weltraum-Cowboy Han Solo drei Mal, mit diesen Filmen wurde das Phänomen des Blockbusters geboren. Ford war am richtigen Platz, als sich Hollywood enorme Geldquellen erschloss: Serien fürs Kino. Und Ford pokerte. Als einziger Darsteller von "Krieg der Sterne" hatte er keinen Vertrag für mögliche Fortsetzungen unterschrieben. Er wollte im Anschluss an die Dreharbeiten andere Filme machen und so seinen Marktwert steigern. Also wirkte er zwischendurch etwa in "Apocalypse Now" mit und verdiente am zweiten "Star Wars"-Film schließlich mehr als alle anderen.

1981 begann die zweite, ebenso erfolgreiche Kino-Reihe mit ihm in der Hauptrolle, die Filme um den Archäologie-Professor, der unverhofft zum Abenteurer Indiana Jones wird. Regie führte Steven Spielberg, das Drehbuch schrieb George Lucas. Ford war der erste Schauspieler, der 20 Millionen Dollar Gage für einen Film bekam — als US-Präsident in Wolfgang Petersens "Air Force One" von 1997 etwa.

42 Millionen für vierten Teil von "Indiana Jones"

Und als die Studiobosse 2008 an ihn herantraten und für einen vierten Teil von "Indiana Jones" warben, forderte er 40 Millionen. Man gab ihm 42 Millionen, die Produktion spielte 787 Millionen ein. Harrison Ford hat den Bilderschatz der populären Kultur bereichert wie kaum ein anderer Schauspieler seit den 70er Jahren. Man kann das bei einem Gang durchs Kinderzimmer überprüfen: Han Solo und Indiana Jones gibt es sogar als Lego-Männchen.

Ford versuchte früh, das Juvenile abzustreifen, seine Helden sind alterslose Männer, die man leicht unterschätzt. Ford gibt ihnen etwas Vages, Undefinierbares; nicht unheimlich, doch ambivalent. Mit dieser Methode gelang es ihm, in seinem besten Film, dem Science-Fiction-Klassiker "Blade Runner" (1982), offen zu lassen, ob er Mensch ist oder Maschine. Irgendwann gibt es dort wie in allen Ford-Produktionen den Moment, in dem der Gutmütige in eine existenzielle Klemme gerät, und weil Ford diesen Schock so eindrucksvoll vermittelt, zeigen Regisseure sein Gesicht gern in Großaufnahme.

Rollen als Staatsanwalt oder Star-Journalist

Seit ein paar Jahren tritt Ford vor allem als Staatsanwalt, Biochemiker und Star-Journalist auf, in jenen Masken also, die Hollywood seinen Gentlemen anbietet. Im vergangenen Jahr spielte er in "Cowboys & Aliens" mit, einem überkandidelten Genre-Mix aus Western und Science Fiction. Das hätte er besser gelassen, es wurde sein erster Flop. Gut ist Ford hingegen, wenn er Liebhaber spielt, und am besten in Vaterrollen. In "Mosquito Coast" von 1986 etwa, da ist River Phoenix sein Sohn, und Ford nennt noch immer diesen Titel, wenn er nach seinem besten Film gefragt wird.

Heute wird er 70 Jahre alt. May the force be with him.

(RP/csr/rm)
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