14 Jahre nach Kinostart "Titanic" - Der Klassiker in 3D

Düsseldorf · Der einst erfolgreichste Film der Welt kommt 14 Jahre nach seinem Kinostart erneut auf die Leinwand. James Camerons 194 Minuten lange Produktion hat nichts von ihrer Magie verloren: Zu sehen ist ein Meisterwerk.

"Titanic" kehrt zurück in die Kinos
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Jetzt kommt dieser Film wieder ins Kino, und die neuerliche Begegnung lohnt unbedingt, denn nun wird offenbar, wie gut "Titanic" gemacht ist. Als die 194 Minuten lange Produktion am 8. Januar 1998 in Deutschland anlief, konnte man noch nicht ahnen, dass dies dereinst der erfolgreichste Film der Geschichte sein würde.

Regisseur James Cameron hatte eigens ein Studio bauen lassen, um darin einen 64 Millionen Liter fassenden Wassertank platzieren zu können. Er bildete das Schiff, das 1912 auf der Jungfernfahrt zwischen Southampton und New York im Nordatlantik sank, maßstabsgetreu nach, und er verbrauchte an jedem der 160 Drehtage knapp eine Million Dollar.

"Titanic" wurde ein Triumph, spielte 1,8 Milliarden Dollar ein, aber der Perfektionist Cameron war nicht zufrieden. Er hätte den romantischen Katastrophenfilm gern in 3D gedreht, allein die technischen Möglichkeiten waren damals beschränkt. Nun ist die Zeit reif, zwei Jahre lang ließ er das Material umwandeln, es kostete weitere 180 Millionen. Das Ergebnis indes ist gelungen. Endlich hat der Film, der sich so viel Zeit nimmt für seine Bilder, auch Tiefe. Das Dreidimensionale der neuen "Titanic" ist keine Effekthascherei. Cameron setzt die Technik klug ein, öffnet Räume und gibt den Einstellungen Weite.

Besonders deutlich werden die Vorzüge in jener berühmten Szene, in der sich Rose vom Heck des Dampfschiffs stürzen will. Zum ersten Mal begreift man die Dimensionen des Schiffs, die Entfernung vom Deck zum Wasser. Der Blick zum Himmel, die Sicht auf den Ozean sind ohne Begrenzungen, und die Rettung der Frau durch Jack gerät umso eindringlicher: Da haben sich zwei Menschen gefunden.

Die Überarbeitung des Films tat vor allem seiner Hauptfigur gut: der Titanic. Sie thront geradezu auf der Leinwand, ein moderner Mythos, erhaben und mächtig, und dass sie sinken wird, ist trotz des bekannten Ausgangs in den ersten anderthalb Stunden kaum zu glauben.

Natürlich war die zeitgenössische Kritik an dem Film angemessen. Die Dialoge sind arg einfach, die Charaktere wenig abgründig — dem von Billy Zane gespielten Bösewicht hat man zur Verdeutlichung seiner schlechten Absichten sogar noch die Augen schwarz umrandet. Der Kitsch wuchert stellenweise ungehindert. Und auch die beschlagene Scheibe des Automobils im Laderaum, an der eine Hand in Ekstase herabgleitet, ist als Metapher für das Sich-Erkennen der Liebenden mächtig dick aufgetragen. Aber diese Einwände wiegen weniger schwer, wenn man sieht, wie gut Rahmenhandlung und Binnenerzählung gefügt sind, wie Cameron die Spannung verdichtet und nach mehr als 90 Minuten sein technisch hochgerüstetes Festival der Zerstörung beginnt. Cameron ist ein Meister darin, das dramaturgisch Erwartbare so zu garnieren, dass man mit Appetit zugreift und nicht mehr aufhören kann zu essen.

Bereits 1989 beschäftigte sich Cameron in dem Spielfilm "Abyss" mit den Geheimnissen der Tiefsee, und er stieg immer wieder hinab zum Wrack der "Titanic" — auf 35 Tauchgängen verbrachte er mehr Zeit auf dem Schiff als dessen unglücklicher Kapitän Edward John Smith. Noch vor wenigen Tagen filmte er im U-Boot den Marianengraben. Vor allem das letzte Drittel von "Titanic" ist beseelt von dieser Lust am Sujet. Und der 3D-Effekt unterstützt Camerons Hang zum ausladenden Panorama.

Außerdem trifft man auf zwei Weltstars am Beginn ihrer Karriere. Kate Winslet (damals 22 Jahre alt) als Rose scheint sich noch nicht wohl in ihrem Körper zu fühlen, sie probiert aus, tastet. Winslet galt ja als dritte Wahl, weil Claire Danes und Gwyneth Paltrow abgesagt hatten. Leonardo DiCaprio (damals 23) ist präsenter, im Gegensatz zur entweder indignierten oder leidenschaftlichen Partnerin lauert er, pflegt die Ambivalenz. Dabei sind beide ideal besetzt, man mag sich etwa statt DiCaprio nicht Christian Bale oder Macaulay Culkin vorstellen, die ebenfalls für die Rolle des Jack im Gespräch waren.

Zu besichtigen ist ein Meisterwerk. "Titanic" wirkt nach der Aufbereitung in 3D nicht mehr als Produkt der 90er Jahre, sondern zeitlos. Das hier ist ein Klassiker.

(RP/rm/sap)
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