Groteske "Tod den Hippies" von Oskar Roehler
"Ich fühl' mich gut, ich steh auf Berlin", sang die Neue-Deutsche-Welle-Band Ideal Anfang der 1980er Jahre. Damals war die Mauerstadt das Eldorado der Ausgeflippten und Unangepassten. Neuerdings wird der Mythos des alten West-Berlin wieder neu beschworen, vor einiger Zeit sogar von Popstar David Bowie in wehmütigen Songs.
Auch der deutsche Regisseur Oskar Roehler blickt nun zurück - ist aber kein Mann für zarte Nuancen. In seiner neuen, autobiografisch gefärbten Groteske "Tod den Hippies - Es lebe der Punk!" kehrt das West-Berlin als Tollhaus der Freaks und Spinner zurück. Roehlers Protagonist Robert (Tom Schilling), ein ruppiger Punk aus der Provinz, erlebt die vor sich hin dämmernde Stadt als Ort der Befreiung: "Ich bin jung. Ich will ficken und Drogen nehmen."
Sein Kumpel Schwarz (Wilson Gonzalez Ochsenknecht) besorgt Robert einen Putzjob in einer Peep-Show. Zwischendurch geht's zum Sozialamt. Kurzweilig und stellenweise sehr komisch ist Roehlers überdrehte Fortschreibung seiner Nachkriegs-Saga "Quellen des Lebens" (2013) auf alle Fälle. Es gibt aber auch Leerlauf, weil die Aufsässigkeit bisweilen nur Masche ist. Johannes von der Gathen