Vierter Teil von "Mission: Impossible" Tom Cruise in geheimer Mission

Düsseldorf · Der vierte Teil der "Mission: Impossible"-Reihe startet am Donnerstag im Kino. Wieder spielt Tom Cruise den Spezial-Agenten Ethan Hunt. Zu erleben ist ein präzise choreographierter und stellenweise hoch amüsanter Actionfilm, der dem Zuschauer den Atem nimmt.

Bilder aus "Mission: Impossible: Phantom Protokoll"
9 Bilder

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Gleich am Anfang wird Tom Cruise aus einem russischen Knast befreit, und darin sitzen ausschließlich solche Kerle, die man in russischen Knästen eben vermutet: dicke Arme, kahle Köpfe. Irgendwer löst per Fernsteuerung die Verriegelung der Zellentüren. Man weiß in diesem Film nie so genau, wer da wo und weshalb etwas in Gang bringt; es ist sogar unklar, warum sich Cruise hier aufhält, und man sollte auch gar nicht danach fragen.

Jedenfalls drängen nun alle in die Gänge und vermöbeln die Wärter, dazu wird ein Lied von Dean Martin gespielt, und wie Cruise im Gewusel zwischen Austeilen und Einstecken, Draufhauen und Wegducken den Weg nach draußen findet, ist herrlich anzusehen: ein Tanzfilm für Biertrinker, ein Märchen für Männerrunden.

Märchen für Männerrunden

"Mission: Impossible" heißt die 1996 gestartete Film-Reihe um den Spezialagenten Ethan Hunt, die nun in die vierte Runde geht. Ihren Ursprung haben die Actionfilme in der gleichnamigen Fernseh-Serie, die sehr erfolgreich zwischen 1966 und 1973 in den USA lief — die von Lalo Schifrin komponierte Titelmelodie kennt jeder.

Der Charme von "Mission: Impossible" ist die Naivität: Die Macher vertrauen darauf, dass die reale physische Leistung ihrer Hauptfigur stärker ist als jede abstrakte Bedrohung aus dem Cyberspace. Wer aus diesen Produktionen Lebenshilfe ableiten möchte, lernt dies: Was man Dir auch nimmt, am Ende bleiben immer noch die Fäuste.

Tom Cruise durchlebt das "Phantom Protokoll" betitelte Abenteuer mit ein bisschen mehr Distanziertheit als sonst. Vielleicht ist das sein erstes Alterswerk. Den 49-Jährigen umgibt heitere Gelassenheit, und natürlich hat er alle Stunt-Einsätze wieder selbst absolviert. Er saust über freihängende Stromleitungen in Moskau, er sprengt mit angeklebtem Bart und im Kostüm eines russischen Generals den Kreml.

Draußen zieht er sich rasch die Armeejacke aus, und darunter trägt er ein T-Shirt von Bruce Springsteen: "Born In The USA". Cruise ist das Über-Ich, das dem Zuschauer im Moment größten Selbstbewusstseins durchaus erreichbar scheint — mittelfristig zumindest. In "Mission: Impossible" dauert dieser Moment 130 Minuten.

Was man von der Handlung aufschnappt, geht so: Ein wahnsinniger Schwede plant einen nuklearen Schlag gegen die ganze Welt. Warum ein Schwede und warum die ganze Welt? Es bleibt alles offen. Sicher ist indes, dass er Russland und Amerika gegeneinander aufbringt, und helfen kann nur die von Cruise angeführte Truppe für unmögliche Aufträge. Von rührender Einfältigkeit sind die Dialoge — etwa der, in dem Cruise einen besonders schmierigen Waffenhändler um Hilfe bittet. Cruise: "Unsere Länder könnten bald gegeneinander Krieg führen." Waffenhändler: "Krieg ist gut fürs Geschäft." Cruise: "Auch ein Atomkrieg?" Waffenhändler: "Okay, was kann ich tun?"

Das beschleunigte Leben

Es gibt nur eine Logik in diesem Film, es ist die des beschleunigten Lebens: höher, schneller, weiter. Und so sieht man Cruise zunächst, wie er in Mumbai von der Transportplattform eines vollautomatisierten Parkhauses stürzt, und dann, wie er in Dubai auf den höchsten Büroturm der Welt klettert: Burj Khalifa, 828 Meter.

Regisseur Brad Bird, der bisher ausschließlich Trickfilme drehte ("Ratatouille", "Die Unglaublichen"), lässt Tom Cruise wie in einem frühen Computerspiel durch die verschiedenen, von Explosionen und lustigen Erfindungen wie dem selbstklebenden Handschuh zum Erklettern von Glasfassaden gesäumten Etappen hüpfen. Tatsächlich weht hier trotz drahtloser Netzwerke, iPad-Listigkeit und funkgesteuerter Überwachung der Geist des Körperkinos der 80er Jahre: Vertrau auf Dein Sixpack! Keine tödliche Situation muss ausweglos sein! Und falls doch, dann nur für andere! Einmal gewinnt Cruise den Wettlauf gegen eine Rakete. Ein andermal wird er um eine Personenbeschreibung gebeten: Er skizziert mit dem Kuli etwas auf seine Handfläche, zeigt das Phantombild, und es ist ein fotorealistisches Porträt.

"Mission: Impossible" ist neben "James Bond" und "Sherlock Holmes" die Action-Serie der Gegenwart. Mehr noch als die Mitbewerber setzt sie auf den Effekt. Dieses Kino ist Jahrmarkt: Beim Karussellfahren bedauert niemand, dass er sich im Kreis dreht, obwohl man die Energie doch auch hätte nutzen können, um von A nach B zu gelangen. Es wird einem schwindlig. Und das ist manchmal ganz angenehm.

(RP/das/top)
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