Ab Donnerstag im Kino Wacken - der ganze Wahnsinn in 3D

Wacken 2104 ist schon ausverkauft. Wer für das legendäre Open-Air in Friesland kein Ticket ergattert hat, kann sich den Heavy-Metal-Wahnsinn nun im Kino ansehen - mit wunderbarer Schlammschlacht in 3D. Der Film soll so überzeugend geworden sein, dass Metal-Fans ihn sogar ihrer Mama zeigen wollen.

Ein Film zeigt Wacken in 3D - und das sogar müttertauglich
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Ein Film zeigt Wacken in 3D - und das sogar müttertauglich

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Eben noch kommt Schockrocker Alice Cooper direkt auf einen zu, schon kann man sich selbst wie ein Rockstar fühlen. Man steht auf der Bühne vor den Fanmassen und sieht den Wahnsinn in Zeitlupe. Man blickt in die ersten Reihen, die sich hinter der Absperrung drängeln, Arme recken sich einem entgegen. "Wacken 3D" bringt das größte Heavy-Metal-Festival der Welt auf die Leinwand, und nimmt die Zuschauer dreidimensional mit auf die Bühne, hinter die Kulissen und auf die W:O:A-Wiese. Mittendrin in Wacken - ohne live dabei zu sein, aber auch ohne selbst im Schlamm zu versinken.

Musiker wie Alice Cooper, Deep Purple, Motörhead und Rammstein rockten im Sommer 2013 das Festival, als die Dokumentation in dem kleinen Dorf in Schleswig-Holstein entstand. 75 000 Zuschauer kamen an vier Tagen auf das 300 Fußballfelder große Gelände. Einfach nur dabei sein und headbangen wollen viele Fans, die aus verschiedensten Ländern anreisen. Für Cielu Wang aus Taiwan ist es das dritte Wacken-Open-Air. Ihrer Mutter erzähle sie, sie sei auf Geschäftsreise, sagt die junge Frau im Film - wenigstens der Rollkoffer, den sie über die Wiese zieht, passt dazu.

Musikfilmregisseur Norbert Heitker lässt Bands und Fans zu Wort kommen, zeigt spektakuläre Konzertbilder - mal aus der Perspektive der Stars, mal aus der des Publikums. W:O:A-Anhänger dürften beim Sehen in Erinnerungen schwelgen. Wacken-Neulinge lassen die 3D-Bilder im Kinosessel einmal in diese andere Welt eintauchen. Im Leinwand-"Holy-Wacken-Land" sieht dann sogar der Schlamm, wenn er tröpfchenweise und in Zeitlupe durch den Kinosaal schwebt, nicht weniger poetisch aus als die Seifenblasen und Ballons beim Alice-Cooper-Auftritt.

Ohnehin liefert der Film nicht 90 Minuten Schwermetall-Dröhnung. Es gibt Sonnenaufgänge und Vogelgezwitscher, aus Zelten und Autos kriechende mehr oder weniger verkaterte Besucher und zwischen "Smoke On The Water" von Deep Purple, Rammsteins "Du hast" und Alice Coopers "School's Out" viele Interviews. Das Familienfest, als das es die Macher und Besucher bei allem Erfolg noch immer sehen, wird begreifbar. Ein Metal-Fan habe ihm nach einer Testvorführung gesagt, er würde den Film seiner Mutter zeigen, sagt Heitker im Presseheft.

Als "Verbeugung" vor dem W:O:A sieht Produzent Thomas Erhart den Film. "Wir schmeißen uns nicht unnötig ran, aber natürlich schlägt das Herz des Films für Wacken." Eine Produktion passend zum 25. Jubiläum des Wacken-Wahnsinns in diesem Sommer (31. Juli-2. August).

"Ich habe mich gewundert, dass man in 90 Minuten komprimiert so viele Facetten zeigen kann", sagt Thomas Jensen, neben Holger Hübner einer der Festivalgründer, im Interview. "Alles kann man nicht zeigen", meint er, "trotzdem habe ich das Gefühl, es fehlt gar nichts." Diesmal spiele nur das Dorf selbst keine so große Rolle wie noch in "Full Metal Village".

Vor dem Kinostart freute sich Jensen vor allem auf die Premiere in Itzehoe, auch wenn diese erst nach der Hamburg-Aufführung anstand. "Hamburg ist großes Kino mit schwarzem Teppich, aber in Itzehoe kommt unsere ganze Crew", sagt er. "Und die ist es, die Tonnen an Stahl bewegt und im Modder mit uns die Schlacht geschlagen hat." In den wunderbaren Bildern der Doku sprühen die Schweißfunken dreidimensional und fliegt der Schlamm zur Opernarie.

Die Idee zu "Wacken 3D" hatte Produzent Erhart, der vor Jahren die Produktionsfirma Jumpseat 3D gründete. Ursprünglich wollte er das Festival live auf die Leinwand bringen, musste im Gespräch mit den Veranstaltern aber feststellen: nicht umsetzbar. Gleichzeitig brachte ihn das auf "Wacken 3D". "Musik im Zusammenhang mit 3D eröffnet eine neue Dimension für die Zuschauer", sagt Erhart im Presseheft. "Das Dreidimensionale hebt die Distanz zu den Künstlern auf der Bühne völlig auf und zieht den Zuschauer direkt ins Geschehen."

(dpa)
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