Förderprogramm aus NRW 100.000 Euro Unterstützung für Webvideo-Macher

Düsseldorf · Webvideo-Macher wie Y-Titty oder Gronkh erreichen auf YouTube Millionen von meist jungen Zuschauern. Doch wie schafft man es, so ein Publikum aufzubauen? Ein Förderprogramm aus NRW unterstützt den Nachwuchs der Webvideo-Macher mit Ideen, praktischen Tipps und 100.000 Euro.

 Gerrit Schmitz arbeitet als Betriebstechniker in der Logistikbranche und wurde mit seinem Video-Projekt "Tschernobyl heutzutage" gefördert.

Gerrit Schmitz arbeitet als Betriebstechniker in der Logistikbranche und wurde mit seinem Video-Projekt "Tschernobyl heutzutage" gefördert.

Foto: European Web Video Academy (EWVA)

"Die Stadt Tschernobyl ist nicht tot. Hier fahren Autos, hier wohnen Menschen, hauptsächlich arbeiten sie allerdings hier." Das sagt Gerrit Schmitz in seiner Dokumentationsreihe "Tschernobyl heutzutage" auf YouTube.

"Kamera anmachen, reinreden und damit ganz viel Geld verdienen: Dieses Klischee ist auch nicht ganz richtig", sagt Franziska Baehrle von der European Web Video Academy. Sie betreut die geförderten Projekte ganz direkt und will den Webvideo-Machern so eine Starthilfe geben.

Starthilfe für Webvideo-Macher als Standortförderung

Unterstützung bekommen sie einerseits in Form von Geld. Webvideos produzieren ist finanziell sehr aufwendig. Jedes Projekt wird deshalb mit bis zu 10.000 Euro gefördert. Die Film- und Medienstiftung NRW sieht das auch als Standortförderung: "Webvideoproduzenten sind in der Regel junge Amateure. Mit dem Stipendienprogramm wollten wir Talenten die Möglichkeit, ihre Ideen auszuarbeiten und professionell umsetzen zu können", sagt Petra Müller, Geschäftsführerin der Stiftung.

Mit den Fördergeldern seien seit Anfang des Jahres Projekte gefördert worden, die es allesamt in dieser Form noch nicht auf YouTube oder ansonsten im Netz gab, sagt Franziska Baehrle von der EWVA. Ein Beispiel dafür ist dafür die Webserie "Puppengeflüster" von Lilia Weinrich. Die studierte Drehbuchautorin erzählt darin mit Barbiepuppen eine skurrile Geschichte:

Neben finanzieller Unterstützung erhalten die Webvideo-Macher aber auch ganz praktische Unterstützung. Wie diese aussieht, komme ganz auf die Projekte an, sagt Baehrle, denn unter den geförderten Kreativen seien Menschen mit ganz unterschiedlichem Vorwissen.

Workshops und bis zu 10.000 Euro für jedes Projekt

"Für die einen haben wir Storytelling-Seminare gegeben, für andere haben wir Online-Gesprächsrunden mit anderen YouTubern organisiert, und wieder anderen haben wir Feedback zu ihrer Strategie in den sozialen Netzwerken gegeben", so Baehrle.

Für die Förderung konnten sich die Webvideo-Macher bewerben. Eine Voraussetzung dabei: Sie sollten unabhängig, also noch nicht an Verträge gebunden sein. Viele Kreative auf YouTube sind mittlerweile in sogenannte Netzwerke wie Mediakraft eingebunden. Immer mehr YouTuber sehen sich davon jedoch auch eingeengt, wie auch der Fall von Simon Unge zeigt.

Franziska Baehrle von der EWVA sagt: "Wir wollten Webvideo-Macher unterstützen, die noch keine 100.000 Abonnenten haben, die das noch nicht so lange machen." Davon hat auch Tarik Tesfu bekommen. Mit "Tariks Genderkrise" produziert er eine Videokolume, die sich mit dem Thema der Geschlechterrollen beschäftigt — ein Konzept, das der Westdeutsche Rundfunk (WDR) schon einmal abgelehnt hatte, wie Tesfu dem Branchenmagazin W&V sagte.

Das Förderprogramm für junge Webvideo-Macher läuft noch bis Ende Juni. "Mit den Einreichungen waren wir sehr zufrieden", sagt Petra Müller von der Film- und Medienstiftung NRW. "Jetzt sind die Kreativen im Produktionsprozess. Aber das Programm und seine Ergebnisse müssen — was bei der Vergabe öffentlicher Gelder selbstverständlich ist — einer Evaluation unterzogen werden."

EWVA: Unterstützung für die Webvideo-Macher auch nach der Förderung

Wie es konkret mit dem Förderprogramm weitergeht, ist also offen. Franziska Baehrle von der EWVA verspricht aber, dass sich alle Teilnehmer auch nach der aktuellen Förderrunde an sie wenden können. Dass die Webvideo-Macher auch danach Erfolg haben werden, bezweifelt sie außerdem nicht. Zwar könne es sein, dass einige aus finanziellen Gründen nicht mehr so regelmäßig produzieren können, aber Baehrle sagt auch: "Alle Teilnehmer sind krass motiviert und talentiert."

Eine Übersicht über alle Projekte finden Sie auf der Seite der European Web Video Academy.

(RPO, HeBu)
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