Wenn ein Kindermädchen eine Porzellanpuppe hüten muss

Schon gruselig: Da kommt die junge Amerikanerin Greta (Lauren Cohan) in die britische Provinz und glaubt, das große Los gezogen zu haben. Denn der Landsitz des Paares, dessen Sohn Brahms sie während der Ferien hüten soll, ist ein gediegener alter Kasten mit Park. Dort kann sie zur Ruhe kommen, die jüngsten Enttäuschungen ihres Liebeslebens hinter sich lassen, schreiben. Doch dann führen die beiden Herrschaften sie ins Kaminzimmer, da sitzt Brahms im Sessel - und ist eine Porzellan-Puppe, ein Junge im Matrosenanzug mit ausdruckslosem Gesicht. Allerdings scheint nur Greta das zu bemerken.

Unbedarfte Amerikanerin lernt im alten Europa das Fürchten. Dieses erzählerische Gerüst nutzt William Brent Bell geschickt, um einen zunächst fesselnden Horror-Thriller zu entwickeln. Der ist spannend, so lange nicht klar ist, ob die Nanny tatsächlich in ein Geisterhaus geraten ist oder einfach mit der Einsamkeit auf dem Landsitz nicht zurecht kommt und Tränen auf Porzellangesichtern sieht, wo es nur aus der Decke tropft. Doch zu früh taucht der hübsche Retter an ihrer Seite auf und gewöhnlicher Horror nimmt seinen Lauf. Da schnurrt dieser Genrefilm nur noch die üblichen Kniffe ab, hier ein Knarzen, dort ein Schockeffekt, das beunruhigt kaum und beschert keine Alpträume. Dabei hätte dieser Brahms mit der kalten, weißen Miene durchaus das Zeug gehabt, das Gesicht eines neuen Horror-Klassikers zu werden. So bleibt er ein Kai aus der Kiste, die sich wieder schließen lässt.

(dok)
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