Streifen beleuchtet Krawalle in Rostock-Lichtenhagen "Wir sind jung. Wir sind stark" — ein Film gegen das Vergessen

Rostock · Die ausländerfeindliche Randale im August 1992 in Rostock-Lichtenhagen zählt zu den traurigsten Kapiteln in der langen Historie der Stadt. Nun werden die Krawalle in einem Spielfilm beleuchtet.

Szenenbilder aus "Wir sind jung.Wir sind stark"
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Ein ausgebrannter Trabi liegt auf der Seite. Im Hintergrund das Sonnenblumenhaus in Rostock-Lichtenhagen, das es im August 1992 zu traurigem Weltruhm schafft. Noch immer gilt die ausländerfeindliche Randale dieser Tage als eine der brutalsten rassistischen Fanale der Bundesrepublik.

Der 34-jährige Regisseur Burhan Qurbani hat sich des Themas angenommen und mit "Wir sind jung. Wird sind stark," einen beeindruckenden Zwei-Stunden-Film über einen Tag gedreht, der der Ausländerfeindlichkeit eine neue Dimension verlieh. Er beleuchtet den Angriff auf ein Asylbewerberheim aus verschiedenen Perspektiven und klagt dabei keinen der Beteiligten an. Es ist ein starkes Werk gegen das Vergessen, das von hoher Aktualität ist.

Rostock-Lichtenhagen im Jahr 1992: Ein Ort der Gewalt
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"Die greifen uns nicht an, sondern die Zigeuner"

Im Mittelpunkt stehen Stefan (Jonas Nay), der weitgehend orientierungslose Sohn eines überforderten Lokalpolitikers (Devid Striesow) und Lien (Trang Le Hong), eine der mehr als 100 vietnamesischen Bewohner des Sonnenblumenhauses, die sich um eine Integration in die deutsche Gesellschaft bemüht.

Sie ist davon überzeugt, dass der Mob, der sich seit Tagen vor dem Plattenbau bildet, nicht ihnen, den seit Jahren in der Hansestadt etablierten Vietnamesen, gefährlich werden kann. "Die greifen uns nicht an, sondern die Zigeuner", sagt Lien, während im Hintergrund die Radionachrichten von der "Front" direkt vor ihrem Haus laufen.

Auch die namenlosen Einwohner bekommen genügend Raum

Die Akteure in dem düsteren Schwarz-Weiß-Film sind gut getroffen. Da sind die teils hilflosen, teils zynischen Politiker, die der Meinung sind, dass die Eskalation gewollt ist. Der Polizist, der die Lage in Lichtenhagen als Krieg bezeichnet. Auch die namenlosen Einwohner, die die politische Wende nicht verkraftet haben, bekommen im Film genügend Raum.

Sie sind der Meinung, dass jemand mal da aufräumen muss, wo Flüchtlinge aus der Not heraus auf der Rasenfläche kampieren und die Umgebung mit ihren Exkrementen verunreinigen. Nun stehen sie da und schauen dem Mob zu.

Stefan treibt sich an diesem Tag mit seiner Gruppe in der Gegend herum. Diese arbeitslosen jungen Erwachsenen lassen sich in der aufgeheizten Stimmung von Nazis treiben. Zauderer werden unter Druck gesetzt, es gilt das Gesetz des Stärkeren.

Der Film kommt am 22. Januar 2015 in die deutschen Kinos.

(dpa)
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