Mit J R.R. Tolkien durch Oxford Wo der Hobbit herkommt
Der neue "Hobbit"-Film ist in die Kinos. Gedreht wurde in Neuseeland, aber eigentlich stammt Bilbo Beutlin aus Oxford. Dort lebte sein Erfinder J.R.R. Tolkien. Allerdings nicht gerade in einer gemütlichen Hobbithöhle.
Der Entstehungsort von Mittelerde liegt hinter einem verkommenen Bretterzaun. Asphaltierter Vorgarten, verwilderter Randbewuchs, Mülltonnen. Das dahinter aufragende schwarzgraue Haus hat "Psycho"-Ausstrahlung. Nein, 20 Northmoor Road in Oxford ist eigentlich keine Adresse, die man als Tourist ansteuern müsste.
Und doch kommen sie nahezu täglich, die Leute, die sich neugierig umsehen, ein paar Bilder machen und dann wieder verschwinden. Den Grund dafür verrät eine blaue Plakette am Giebel: "J.R.R. Tolkien lived here 1930-1947".
Mit ungemeiner Akribie erfand Tolkien in der Nortmoor Road Sprachen für Elben und Zwerge, entwarf Stammbäume, zeichnete Karten und ergänzte die Romane um einen wissenschaftlich anmutenden Anhang. "Ich wollte, dass die Leute einfach in diese Erzählung hineingeraten und sie in gewissem Sinne für wirkliche Geschichte nehmen", sagte er.
Das gelang ihm so gut, dass heute viele seiner Leser nach Oxford pilgern, um dort nach Vorbildern für seine Fantasie-Welt Mittelerde zu suchen.
Tolkien - ein renommierter Experte für Altenglisch, - hatte drei Lieblingsplätze in Oxford. Seine spirituelle Heimat war die spröde Kirche St. Anthony of Padua, deren Besuch wirklich nur hartgesottenen Fans zu empfehlen ist. Der Ort, an dem er sich am besten entspannen konnte, war der 300 Jahre alte Pub "The Eagle and Child", Spitzname "The Bird and the Baby". Der Pub ist noch in der Original-Einrichtung von damals erhalten.
Der Botanische Garten war Tolkiens dritter Lieblingsplatz. Es gibt ein berühmtes Farbbild aus seinem letzten Sommer vor 40 Jahren. Darauf sitzt er unter einer Schwarzkiefer, die er besonders geschätzt haben soll. Die über 200 Jahre alte Kiefer ist leicht zu finden. Sie ist dermaßen knorrig und verwachsen, dass man ihn sofort als Vorbild für die "Ents" betrachten möchte.
Der echte Fan aber wird sich unwillkürlich fragen: Wo sind die wildromantischen Landschaften, die Tolkien beschreibt und die man aus den Verfilmungen kennt? Tja, die gab es alle nur in Tolkiens Kopf - das Umland von Oxford ist ähnlich flach wie die norddeutsche Tiefebene, aus der seine Vorfahren stammten. Seine einzige Inspiration war eine kurze Alpenwanderung, die er mit 19 Jahren unternommen hatte.
Es lohnt sich, den Bus zum nördlichen Stadtrand zu nehmen. Dort liegt Tolkien begraben, denn nur dort war ein kleiner Teil des Friedhofs für Katholiken reserviert. Viele Fans haben ihre Spuren hinterlassen. Aber das Besondere ist die Aufschrift auf dem Grabstein: "Edith Mary Tolkien. Luthien. 1889-1971" und "John Ronald Reuel Tolkien. Beren. 1892-1973". Luthien und Beren sind die Namen einer Elbin und eines Menschen - das innigste Liebespaar, das Tolkien beschrieben hat. Nur hier, an diesem Punkt, treffen sich sein ganz gewöhnliches Leben und seine außergewöhnliche Vorstellungskraft.
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