Interview "Yves war ein Genie, ein Visionär - und er war unglücklich"

Hauptdarsteller Pierre Niney spricht über seine Sicht auf den Modedesigner, den er im Film verkörpert.

Interview: "Yves war ein Genie, ein Visionär - und er war unglücklich"
Foto: dpa, ent mbk

Pierre Niney wurde am 13. März 1989 in dem Pariser Vorort Boulogne-Billancourt geboren. Mit 21 Jahren trat er als jüngstes Mitglied in die berühmte Pariser Comédie française ein. 2008 wurde er mit der Komödie „LOL“ einem größeren Kinopublikum bekannt.

Mit der Rolle in "Yves Saint Laurent" sind Sie in die Haut einer Ikone geschlüpft. Hatten Sie Bedenken?

Niney Nein. Im Gegenteil. Ich habe nicht eine Sekunde lang gezögert. Einem jungen Schauspieler eine solche Rolle anzubieten, ist eine einmalige Chance.

War Ihnen Yves Saint Laurent ein Begriff?

Niney Ich wusste wenig über ihn. Ich kannte seine Silhouette, seine charakteristische Brille. Das war alles. Ich war unbedarft. Im Nachhinein denke ich, war das eher positiv. Ich hatte keine vorgefertigte Meinung.

Wie sehen Sie den Meister der Haute Couture nach den Dreharbeiten?

Niney Yves hatte viele Facetten. Er hatte eine komplexe Persönlichkeit. Er war ein Genie, ein Visionär. Er hat der Ästhetik seiner Epoche einen Sinn gegeben und war ihr teilweise voraus. Er war modern und unglücklich.

Im Herbst kommt ein weiterer Film über Yves Saint Laurent ins Kino, der nicht die Unterstützung von Pierre Bergé, dem langjährigen Lebensgefährten des Modezars, fand. Wie sehr hatte Bergé Einfluss auf Ihren Film von Regisseur Jalil Lespert?

Niney Bergé war bei den Dreharbeiten nur ein einziges Mal dabei. Er hat sich weder in das Drehbuch noch in unsere Arbeit eingemischt. Wir hatten völlig freie Hand. Der Film ist das Projekt von Lespert. Es war seine Initiative. Bergé hingegen stellte uns die Drehorte, Kostüme und Dokumente zur Verfügung.

Yves Saint Laurent war talentiert, alkohol- und drogenabhängig sowie manisch-depressiv. Wie haben Sie sich für diese Rolle vorbereitet?

Niney Ich habe rund fünf Monate an der Figur gearbeitet. Ich habe mit Zeitzeugen geredet, Biografien und die Korrespondenz zwischen Bergé und Yves gelesen und wurde im Zeichnen und Stylismus beraten. Besonders schwer für mich war das Imitieren seiner hohen Stimme.

Der Film wurde erfolgreich auf der Berlinale gezeigt. Kannten Sie Berlin schon vorher?

Niney Kaum, aber ich liebe Berlin. Die Nächte sind lang, es herrscht eine Stimmung von Freiheit.

SABINE GLAUBITZ FÜHRTE DAS INTERVIEW.

(dpa)
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