Sète Gegen die Flüchtigkeit: Nur ein Monumentalbild von El Greco

Sète · Der Katalog zählt rund 300 Seiten, ein durchschnittlicher Umfang für eine Ausstellung mit mehr als 150 Werken. Doch das Kunstmuseum der südfranzösischen Hafenstadt Sète zeigt in seiner Sommerschau nur ein einziges Werk (bis 1. Oktober). Mit dem Chef d'oeuvre "Unbefleckte Empfängnis" des Spaniers El Greco wagt das Musée Paul Valéry ein neues Konzept: Zeit für Kunst. "Ich will den Besuchern die Möglichkeit geben, sich mit der Kunst auseinanderzusetzen", sagte Leiterin Maïthé Vallès-Bled. Dabei setzt sie auf das Werk El Grecos, das als sein ästhetisches Testament betrachtet wird. Das Ölbild zeigt die künftige Muttergottes, die dem Heiligen Geist in Gestalt einer Taube entgegenfährt. Sie wird von Engeln umtanzt. Die Figuren sind überlang, knalliges Blau, grelles Rot und kräftiges Gelb tauchen aus dem dunklen Bildraum hervor.

"Ein Meisterwerk - eine Ausstellung: El Greco" heißt die Sommerausstellung. Das neuartige Konzept richtet sich gegen die Flüchtigkeit. Die Direktorin sagt, sie habe in den vergangenen Jahren festgestellt, dass die Besucher schnell an den Werken vorbeigehen, sie fotografieren und dann wieder das Museum verlassen. "Ich will den Besuchern Zeit für eine frontale und eingehende Konfrontation geben." Vor dem Monumentalbild ließ sie Sofas und Sessel aufstellen, in denen der Besucher das Meisterwerk des Hauptvertreters des Manierismus eingehend betrachten kann. In den Ausstellungssälen drum herum sind Filme zu sehen. Sie erklären das Leben des Malers griechischer Herkunft, der 1541 auf Kreta geboren wurde und 1614 in Toledo starb, die Entstehungsgeschichte des Werkes und den Einfluss seiner Malerei auf Künstler des 20. Jahrhunderts, die in ihm die Vaterfigur der Moderne entdeckten.

"Die Unbefleckte Empfängnis" hat in 400 Jahren nur zweimal Spanien verlassen, um in New York und Berlin gezeigt zu werden. In Sète erlebt das Gemälde, das El Greco zwischen 1607 und 1613 gemalt hat, Premiere in Frankreich.

(DPA)
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