Düsseldorf Geheimsache Sammlung Fischer

Düsseldorf · Das Land NRW will eine Kunstsammlung erwerben, doch noch fehlt das Geld.

Das Land Nordrhein-Westfalen erwirbt die Kunstsammlung des bedeutenden Düsseldorfer Galeristen Konrad Fischer (1939—1996) — diese Nachricht verbreitete sich am Wochenende. Zusätzlich erwerbe das Land das Archiv der Galerie. Doch wie sich gestern herausstellte, ist die Finanzierung noch weitgehend offen. Zwar will das Land einen Betrag bereitstellen, und auch Kunststiftungen sind offenbar willens, sich zu beteiligen; doch selbst wenn — wie aus zuverlässiger Quelle zu erfahren war — Dorothee Fischer, die Witwe und heutige Betreiberin der Kunsthandlung, die Hälfte der Kollektion stiftet, ist das erforderliche Geld noch lange nicht beisammen.

Fachleute taxieren den Wert der Sammlung auf einen Betrag im niedrigen zweistelligen Millionenbereich. Zumindest der Anteil des Landes an der Finanzierung sei gesichert, verlautete aus dem Kulturministerium. Dorothee Fischer mochte sich gestern nicht zu dem geplanten Handel äußern. Die Kunstsammlung NRW, der der Schatz zugutekommen soll, verwies auf den Zuständigen im Kulturministerium, Staatssekretär Bernd Neuendorf (SPD), der wiederum für uns nicht erreichbar war.

Der Sinn des teuren Kaufs zumindest liegt auf der Hand: Das Land NRW will sich nicht noch einmal so blamieren wie im Fall des Archivs des gleichfalls legendären Düsseldorfer Galeristen Alfred Schmela (1918—1980). Ulrike Schmela, die Tochter, verkaufte es lange nach dem Tod des Vaters an das Forschungsinstitut der Getty-Stiftung in Los Angeles — in der Gewissheit, dass es dort nicht verstaubt, sondern dass damit gearbeitet wird.

Eine Nutzung wäre auch gewährleistet im Falle, dass die Kunstsammlung NRW in den Besitz der Fischer-Sammlung und des Archivs gelangt. Sowohl die Kollektion als auch die Dokumente haben viel zu erzählen von der Zeit, als Düsseldorf nicht nur selbst ein Quell der Nachkriegs-Avantgarde war, sondern auch ein Schaufenster der amerikanischen Kunst jener Zeit.

Konrad Fischer arbeitete einst selbst als Künstler (unter dem Namen Konrad Lueg) und verlegte sich dann auf den Handel. Er holte den großen Minimalisten Carl Andre ins Rheinland, lud Bruce Nauman ein, machte Mario Merz und Richard Long den Deutschen bekannt und setzte im Inland unter anderem auf Joseph Beuys, Hanne Darboven und zum Schluss noch Gregor Schneider.

Dorothee und Konrad Fischer verkauften nicht nur Kunst, sie sammelten auch. Erst spät, vor gut drei Jahren, war diese Kollektion erstmals in Deutschland öffentlich zu sehen: im Klever Museum Kurhaus. Unter dem Titel "Von Carl Andre bis Gregor Schneider" präsentierte das Museum 250 Werke der Sammlung, von einem Stück des "Haus ur" von Gregor Schneider bis zur Malerei Gerhard Richters. Für Installationen von Bruce Nauman und Richard Long wurde in Kleve sogar der einstige Galerieraum an der Düsseldorfer Neubrückstraße nachgebaut.

Bereits vier Jahre vor Eröffnung der Galerie hatte Konrad Fischer 1963 mit Manfred Kuttner, Sigmar Polke und Gerhard Richter in einem Ladenlokal an der Kaiserstraße schräg gegenüber der "Galerie 22" von Jean-Pierre Wilhelm die erste Ausstellung deutscher Pop-Art arrangiert. Wenige Wochen nach dieser Schau besuchte er mit Freunden, unter anderem mit Richter, die Kunsthändlerin Ileana Sonnabend in Paris. Dort sahen sie erstmals Originale von Roy Lichtenstein — ein "großes Erlebnis", wie Fischer bekundete, und Anreiz zur weiteren fördernden Auseinandersetzung mit der aufregenden Kunst seiner Zeit.

(RP)
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