Nachruf Maestro mit Herz: Gerd Albrecht starb

Bei einer Probe sagte er einmal zum Chor: "Gucken Sie nur auf meine linke Hand!" Und zum Orchester: "Bitte nur auf meine Rechte schauen!" Das Ergebnis war auch optisch frappierend: ein Mann mit zwei unabhängigen Händen, dynamisch, doch kein Aufschneider. Gerd Albrecht war der gründliche Maestro, einer, dem keine Laune in die Quere kam. Der 1935 geborene Essener mochte keine Diven. Er selbst war auch keine. Er war ein Maestro mit Herz, auch wenn er bisweilen etwas sachlich wirkte.

Dabei hätte der Musiker, der gestern 78-jährig gestorben ist, Anlass zur Selbstbespiegelung gehabt: Mit 27 war er — in Lübeck — Deutschlands jüngster GMD gewesen. Danach begann eine eindrucksvolle Karriere: Er wurde Chef in Hamburg (Staatsoper), in Prag und in Kopenhagen. Jenseits des Betriebs setzte er sich für die Vermittlung an junge Menschen ein. Bereits 1967 wurde er für seine "Erklärkonzerte" mit dem Adolf-Grimme-Preis ausgezeichnet. Bekommt sonst nie ein Dirigent! WOLFRAM GOERTZ

(RP)
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