Großer Mack zu verkaufen!

Am Ortseingang von Monheim steht eine imposante Pyramide, die vom Zero-Künstler Heinz Mack mitgestaltet wurde. Ein einzigartiges Gesamtkunstwerk. Das steht nun zum Verkauf - für 3,9 Millionen Euro. Vorstellbar wäre, dort ein Museum einzurichten.

Dieses Bauwerk ist zu unglaublich, als dass man es gerade hier vermuten würde. Ausgerechnet am Ortseingang von Monheim, wo das Städtchen am Rhein den Besucher mit einem obligaten, gesichtslosen Gewerbegebiet empfängt. Und dann diese aufreizende Einmaligkeit, ein Gebäudekomplex mit einer Fläche von 2400 Quadratemetern, mit begrünten, schrägen Dächern, durchzogen von Achsen, seitlich ein Becken, das früher einmal Wasser aufnahm und das quer durchs Haus in den Innenhof floss.

Der Corpus ist spannend. Doch wirklich spektakulär wird dieses entfernt an eine Pyramide erinnernde Haus erst im Innern. Denn vor knapp 20 Jahren wurde es vom Mönchengladbacher Architekten Horst Schmitges in enger Zusammenarbeit mit Heinz Mack gebaut. Und der Zero-Künstler setzte in Monheim etwas um, was in der modernen Kunst kaum noch jemand wagt - eine Art Gesamtkunstwerk zu schaffen. "Ein hohes Ziel" habe er angestrebt, sagt Mack heute.

Das riesige Haus ist in Gänze also Kunst, die nun zum Verkauf ansteht. Quasi ein großer Mack, ein ganz großer Mack. Der Preis: rund 3,9 Millionen Euro. So ermittelte es jüngst ein Gutachter im Auftrag des jetzigen Besitzers, einer Immobilien-Verwaltung.

Wer das Haus betritt, besichtigt, erkundet und bestaunt, kann sich nur schwer vorstellen, dass dieses Werk künftig vielleicht wieder hinter verschlossenen Türen landet. Weil es atemberaubend ist, im offenen Atrium das Sonnenlicht ins riesige Prisma fallen zu sehen, und wie die Spektralfarben dann die umliegenden Räume entflammen. Eine Lichtexplosion ist das. Und die fällt auch in den sogenannten Mack-Raum, immerhin noch 240 Quadratmeter groß und eine feine Komposition aus Materialien und Kunstwerken. Was dort zusammenkommt und in Einklang gebracht wird: silberbedampftes Glas mit Mahagoni und Fichtenholz, Marmor, Granit, Kupfer, Messing, Edel- und Baustahl. Es ist, als habe dieser Mack-Raum die halbe Welt verschluckt und neu ausgespuckt. Man merkt das sofort. Und jeder Schritt will bedacht sein. Allein die unterschiedlichen Bodenfliesen scheinen ein normales Gehen unmöglich zu machen. Einen behauenen Marmorquader im Kiesbett entdecken wir links, an der Wand ein Farbenfresko mit der Signatur des Künstlers. Es ist, als gehe man durch Kunst hindurch. Die Erfahrung von Raum ist ebenso ungewohnt wie die Aufmerksamkeit fürs Material.

Der Verkauf des Kunst-Hauses birgt plötzlich viele Unsicherheiten; aber auch Chancen. Warum nicht eine Galerie dort einrichten, ein Museum gar mit freundlichem Café? Für den Künstler würde damit das Haus seine Bestimmung erhalten. Und der Idee, weitere Werke von ihm dort zu zeigen, wäre er "durchaus nicht abgeneigt". Wichtig ist ihm vor allem eins: "die Kunst zu retten und die Pyramide für die Öffentlichkeiten zu erhalten".

Das sieht man in Monheim genauso. Bürgermeister Daniel Zimmermann kennt das Haus, schätzt die Kunst und sieht auch die Chancen für seine prosperierende Stadt. Der 35-Jährige ließ bereits vor einigen Jahren das Geburtshaus der Dichterin Ulla Hahn kaufen, aufwendig sanieren und zu einem lebendigen Literaturhaus umwandeln. Und für einen Geysir an der Rheinpromenade mit einer zwölf Meter hohen Fontäne - eine Skulptur des Düsseldorfer Akademieabsolventen Thomas Stricker - wird die Stadt 415.000 Euro zahlen. Weitere moderne Skulpturen stehen im Rat zur Diskussion.

Ein Museum in der Pyramide? "Das wäre toll und durchaus vorstellbar", so Zimmermann. Die Stadt will solche Pläne demnächst prüfen. Dazu gehört - zur Bewahrung der Kunst - auch die Überlegung, das Mack-Haus unter Denkmalschutz zu stellen. Eine Kunstauktion wird es in diesem besonderen Fall nicht geben, solvente Kunstfreunde aber können sich an den Makler Heino Kaiser wenden.

(RP)
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