Düsseldorf Hans-Peter Feldmanns Laden kommt ins Lenbachhaus

Düsseldorf · 40 Jahre hat der international berühmte Künstler ein Geschäft in Düsseldorf betrieben. Jetzt ist es museumsreif, sozusagen Kunst.

40 Jahre hat Hans-Peter Feldmann einen Laden in der Düsseldorfer Altstadt betrieben. An Karneval wurde die Tür für immer geschlossen. All die schrägen Dinge, an die 1000 Geschenkartikel waren meist im Angebot - technische Antiquitäten, Souvenirs und Sammlerartikel - kann man nun nicht mehr kaufen. Stattdessen ab 19. Mai das Sortiment mit Vitrine im Originalmaßstab im Münchner Lehnbachhaus bewundern. Der "Laden 1975 - 2015" ist zur Kunst erklärt worden, vielleicht das Hauptwerk des zwischen New York und Basel international gefeierten Künstlers.

Schöne Sache, so eine Ewigkeitsgarantie, wende ich ein. Feldmann wehrt sich gegen das Wort: "Zu hoch gestochen, zu schwer", sagt er. Dass der Laden erhalten bleibt, sei ihm wichtig. "Viele Läden sind Museen, und Museen können Läden sein." Er fährt fort: "Im Laden gibt es Kunst, Kultur, Kunstgewerbe und Kitsch." Alles sei eng miteinander verwoben, austauschbar. Wie im Museum. "Die Grenze ist immer fließend.

Feldmanns Weg zur Kunst war kurvenreich. Ein ordentlicher Beruf (mit Chemie) musste erlernt werden, besonders war der Düsseldorfer (Jahrgang 1941) an naturwissenschaftlichen Dingen, Büchern und Kunst interessiert. Der Laden war eine Projektionsfläche seiner Ideen und Sehnsüchte. Er ernährte die Feldmann-Familie und war ein Ort der Kommunikation. 1979 zog sich Feldmann aus der Kunst zurück, widmete sich nur noch dem Geschäft, es machte ihm mehr Spaß.

Er stellte hier und da Künstlern das Schaufenster zur Verfügung, wo sie ihre Stein- oder Holzskulpturen ausstellen konnten. Werbeagenturen gehörten zu seinen Kunden, die sich Artikel für ihre Photostrecken ausliehen. Ein Mal hat er das von einer Reederei ausgemusterte sechs Meter lange Modell eines Öltankers in die Vitrine gepackt. Selbst Kuratoren von Museen schauten bei ihm vorbei, um nach Dingen für ihre Sammlung zu suchen.

Der Zufall trat in Gestalt von Kasper König in sein Leben. Das war 1989. Der weltgewandte Strippenzieher kam in den Laden und kaufte zwei Fingerhüte. Ganz nebenbei setzte er seine Überredungskünste ein, um Hans-Peter Feldmann für eine Ausstellung im Frankfurter Portikus zu gewinnen. König war erfolgreich dabei, die Ausstellung schließlich auch. Von da an bestimmte das künstlerische Tun das Leben von Hans-Peter Feldmann ganz enorm. Trotzdem traf man ihn samstags meist im Laden an. Der große Erfolg ließ nicht lange auf sich warten, seit Ende der 1990er Jahre taucht sein Name im internationalen Ranking auf, große Solo-Ausstellungen laufen in vielen europäischen Museen, dazu in den USA.

Die Kunst von Hans-Peter Feldmann erschließt sich nicht immer auf den ersten Blick: Bearbeitete Fotos in Collagen können es sein, Sammelgut, Skulpturen - es gibt schier unendliche Variationen. Für Ideen erfindet er Formen, manche Formen bringen ihn erst auf Ideen. "Ohne Macke ist es schwer, Künstler zu sein", sagt er. Und er meint das ernst. Manche Betrachter stellt seine Kunst vor Rätsel, was er selber als gut empfindet. "Man muss nicht alles verstehen, Erfühlen reicht", sagt er. Oder: "Kunst hat innere Heilkräfte, Kunst ist Psychotherapie für mich." Die unliebsamen Dinge, die ihn im Leben beschäftigen oder die Alpträume - all das fließt ein in den schöpferischen Prozess.

Teil des Kunstbetriebs ist der Markt. Auch Helge Achenbach, der verurteilte Kunsthändler, hat bei ihm eingekauft. Vor wenigen Tagen gab Feldmann zum Marktgeschehen seinen Kommentar auf der Art Cologne ab. In einem neuen Anzug von C & A (für 75 Euro) lief er durch die Gänge, ein Schild hoch haltend, auf das er geschrieben hatte: "Hell erstrahlen alle Mienen bei dem schönen Wort verdienen." Diese Aktion hat viele Menschen irritiert, ihm hingegen Freude bereitet.

Den Laden hat er übrigens nicht verkauft, sondern nur ausgeliehen.

(RP)
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