Kurzkritik Heldentenor Vogt glänzt bei Wagner

Auch bei näherem Hinsehen erinnert der branchenüblich gefönte Heldentenor Klaus Florian Vogt an Peter Hofmann und Hansi Hinterseer gleichzeitig. Diese Assoziation wird Vogt nicht als Beleidigung missverstehen, denn er ist nicht nur ein bedeutender, sondern auch ein volkstümlicher Tenor. Das Arien-Konzert mit der Staatskapelle Weimar unter Leitung von Stefan Solyom in der Düsseldorfer Tonhalle moderiert er mit gewinnendem Witz, was einen Vorteil bietet: Wer viel erzählt, muss weniger singen.

Vogt hält seine helle, gelegentlich etwas weiße und offene, aber immer gut geführte und in der Höhe fast perfekt anspringende Stimme wie ein Edelmetall in die Luft. Es lässt sogar dem thüringischen Orchester, das eher einer orchestralen Kompaktanlage gleicht, keine Chance. Vogt strahlt expansiv, deklamiert vorzüglich und überzeugt bei Wagner mehr als bei Mozart, noch mehr als bei Lehár, wo ihm vielleicht noch der Schmelz und die Träne im Knopfloch fehlen. Aber die "Meistersinger"-Szenen geraten draufgängerisch prachtvoll, die "Winterstürme" aus der "Walküre" angemessen schwärmerisch.

Und überhaupt ist Vogt ein feiner Künstler, von dem wir noch viel hören wollen. Dass die Stimme mit der Zeit wohl etwas abdunkelt, muss kein Nachteil sein. Wolfram Goertz

(RP)
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