Essen / Sydney Museum in Sydney warb mit dem falschen Gursky-Foto

Essen / Sydney · Die Große Strafkammer im Essener Landgericht nimmt ihren Ermittlungsauftrag sehr genau. So haben die Richter im Rahmen des Betrugsprozesses gegen den Düsseldorfer Kunstberater Helge Achenbach nun sogar einen kleinen Kunstskandal im fernen Australien verhindert, bevor der publik werden konnte.

Es geht um ein Werk von Andreas Gursky. Das hatte Pharma-Unternehmer Chrisian Boehringer über Achenbach gekauft. Dass er dafür eine fingierte Rechnung erhielt, ist Gegenstand des Strafprozesses. Der Vorsitzende Richter Johannes Hidding wollte sich offenbar, nachdem das Werk in mehreren Zeugenaussagen beschrieben worden war, selbst ein Bild machen. Und wurde im Internet fündig. Allerdings auf der Seite der "Art Gallery of New South Wales" in Sydney, die dort verkündete, Gurskys Werk "Ohne Titel, 2000, Edition 2 von 6" in seinen Beständen zu haben. Just diese Edition hatte aber Boehringer erworben. Richter Hidding berichtete über seine Recherche im Prozess und versetzte so die Kunstwelt in Aufregung. Denn auch wenn der höchstdotierte Fotokünstler der Welt seine Bilder schon mal neu produziert, wenn sie nicht mehr in gutem Zustand sind - zweimal dasselbe Werk darf es nicht geben - auch nicht bei jener Serie, für die Gursky Seiten aus Musils Roman "Mann ohne Eigenschaften" verfremdet und abgelichtet hat.

Gursky-Galeristin Philomene Schmidt-Garre erfuhr in Berlin von den richterlichen Recherchen und fragte im australischen Museum nach. Dort stieg man ins Archiv, suchte den Gursky - und fand die "Edition 6 von 6". Offenbar habe Gurskys frühere Galerie beim Verkauf der Serie an einen Sammler einen Fehler gemacht, der ohne Richter Hidding wohl unbemerkt geblieben wäre.

(RP)
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