Premiere von "Plattform" in Hannover Houellebecq-Buch mit wilden Sex-Szenen uraufgeführt
Hannover (rpo). Ganz wie in der Romanvorlage: Auf der Bühne tummelten sich nackte Körper in wilden Sex-Szenen. Die Uraufführung des Skandalromans "Plattform" in Hannover hat sich klar am Werk von Michel Houellebecq angelehnt.
<P>Hannover (rpo). Ganz wie in der Romanvorlage: Auf der Bühne tummelten sich nackte Körper in wilden Sex-Szenen. Die Uraufführung des Skandalromans "Plattform" in Hannover hat sich klar am Werk von Michel Houellebecq angelehnt.
Die Theaterversion von Regisseur Andreas Kriegenburg am Sonntagabend im Ballhof strotzte vor Obszönitäten und Vulgärsprache. Die Darsteller des Schauspiels Hannover agierten hinter Scheiben, oft in Unterwäsche und sogar ganz nackt. Der Roman des Franzosen Houellebecq war auch wegen Äußerungen gegen den Islam heftig kritisiert worden.
Die Bühne hinter Scheiben wird zum Schaufenster. Die Zuschauer davor entwickeln sich zu Voyeuren, die sich die Hälse verdrehen müssen, um dem Spiel rechts und links auf der breiten Bühne noch folgen zu können. Regisseur Kriegenburg inszeniert aber nicht nur ein obszönes Spektakel - zeitweise entwickelt sich die Handlung zu einem Psycho-Drama, das Verzweiflung und Schmerz spürbar werden lässt.
Die Rolle des Michel ist mit fünf Darstellern besetzt, die miteinander sprechen und Einblicke in das Innenleben der Hauptfigur geben. Valérie, Michels große Liebe, gibt es in der Inszenierung zwei Mal, eindrucksvoll gespielt von Juliane Niemann und Anne Ratte-Polle.
Regisseur Kriegenburg sagt, er empfinde den Roman des Schriftstellers Houellebecq nicht als skandalös, sondern als "zutiefst romantisch", da er von der Sehnsucht nach der großen Liebe handle. Feministinnen werfen Houellebecq (45) vor, er verletze die weibliche Würde und die Menschenrechte. Vor allem auch wegen Islam- feindlicher Äußerungen im Roman "Plattform" und in einem Interview stand er heftig in der Kritik. Houellebecq musste sich deshalb im vergangenen Jahr in Paris vor Gericht verantworten, wurde aber freigesprochen.
Auch in der Theater-Adaption des Skandalbuchs greift die Hauptfigur den Islam an, nachdem der Traum vom Glück zu zweit geplatzt ist. Michel schwärmt von der "idealen Tauschsituation" Sex gegen Geld und eröffnet mit Valérie, die in der Tourismusbranche arbeitet, legalisierte Sexhotels in Asien und Afrika. Doch islamistische Terroristen verüben auf einen der Clubs einen Bombenanschlag. Valérie stirbt bei dem Attentat - und ist doch vielmehr Opfer einer schäbigen Geschäftsidee.