Ritchie Blackmore Und Candice Night "Ich mag Lauten und leise Instrumente"

Düsseldorf · Der legendäre Gitarrist von Deep Purple widmet sich jetzt der Renaissance. Morgen wird Blackmore seine historische Musik in Duisburg spielen.

Er war Gründungsmitglied der legendären Rockband Deep Purple und spielte mit dieser Gruppe Anfang der 1970er Jahre den vielleicht berühmtesten Gitarren-Riff der Rockmusikgeschichte - mit dem Motiv von "Smoke on the water". Seit geraumer Zeit hat sich Ritchie Blackmore (70) gemeinsam mit seiner vierten Ehefrau Candice Night auf eine Reise in die musikalische Vergangenheit begeben. Mit akustischer Gitarre, Mandoline und Mandola spielt er Folk-Lieder und Renaissance-Melodien in neuen Arrangements. Mit "Blackmore's Night" wird die in New York lebende Gitarrenlegende morgen in Duisburg zu erleben sein.

Was fasziniert Sie plötzlich so am Mittelalter?

Blackmore Diese Zeit hat etwas absolut Erfrischendes, in der die Musik einzig für die Schönheit geschaffen wurde; und nicht für Geld, für Ruhm oder für MTV. Diese Zeit hat einfach meine Seele angesprochen. Darum bin ich auch so fasziniert von der Kleidung dieser Epoche und ihrer Architektur.

NIGHT Diese Zeit beflügelt meine Fantasie. Es ist so romantisch, sich vorzustellen, wie ein Ritter davonreitet und seiner Geliebten die Rückkehr verspricht, die dann hinter dem Fenster Ausschau nach ihm hält. Die Nächte wurden von Kerzenschein und den Sternen am Himmel erleuchtet, nicht von Straßenlaternen. Und überall war grenzenlose Natur und Ruhe, ohne den Lärm von Flugzeugen und zu lauten Autoradios heutzutage.

Ist es darum für Sie so wichtig, die Musik auch in alten Schlössern und Burgen zu spielen und aufzuführen?

Blackmore Die historische Atmosphäre der Orte verschmilzt mit der historischen Musik, die wir spielen. Wir nehmen Melodien aus dem 12. bis 15. Jahrhundert, fügen neue Wörter und Arrangements hinzu. Und wenn wir diese Musik in alten Burgen spielen, ist es so, als überführten wir sie wieder zu ihrer Herkunft; als kehrten die Lieder heim. Diese Musik passt einfach nicht in Rock-Clubs und große Arenen.

NIGHT Außerdem kann man im kleineren Kreis eine viel bessere Beziehung zum Publikum aufbauen. Es ist so beglückend, auf die alten Mauern zu schauen, die Lieder im Schatten des Turmes zu singen, während der Mond die Szenerie beleuchtet. Wir sind so dankbar, dies auf unserer Tour sehen und erleben zu dürfen.

Was können wir denn heute noch vom Mittelalter lernen?

Blackmore Man kann von jeder Zeit etwas lernen, wenn man nur seine Sinne öffnet und bereit ist zu lernen.

Und Sie, hätten Sie selbst gerne im Mittelalter gelebt?

Blackmore Das könnte ich mir gut vorstellen, aber ich ziehe es doch vor, in klimatisierten Räumen zu wohnen mit guter sanitärer Ausstattung - und vor allem ohne die Pest.

Wäre ein Ritchie Blackmore auch im Mittelalter Musiker gewesen?

Blackmore Ich mag Lauten und leise Instrumente. Aber manche Lieder der Renaissance könnten mit ihrem bombastischen Prunk genauso gut heutige Rock-Riffs sein. Wenn etwa Schalmeien durch elektrische Gitarren ersetzt werden, klingt dies durchaus wie heutige Rockmusik.

Gab es irgendein Erlebnis, das Sie von der Rockmusik auf die Renaissance lenkte?

Blackmore Nein, denn eigentlich war ich immer schon fasziniert von der Musik aus dieser Zeit. Ich habe schon damals mittelalterliche Elemente in den Riff von "Smoke on the water" integriert. Es gab immer schon viele Anklänge der Renaissance in meiner Musik.

Wie weit sind denn Lieder wie "Smoke on the water" von Ihrem jetzigen Geschmack entfernt? So weit wie das Mittelalter von der Gegenwart?

Blackmore Auf keinen Fall. Wenn es gewünscht wird, spielen wir das Lied auch jetzt. Aber es ist so befreiend, es nicht spielen zu müssen, wenn wir es nicht unbedingt wollen.

Spielen Sie daheim noch manchmal die alten großen Deep-Purple-Songs?

Blackmore Nein. Ich spiele viel auf der akustischen Gitarre daheim; aber immer nur aktuelle Lieder. Einige Lieder von Deep Purple oder auch von Rainbow spielen wir ja noch auf der Bühne und haben von ihnen auch neue Versionen auf unseren Blackmore-Night-Alben veröffentlicht - wie "Child in time", "Soldier of fortune", "Street of dreams" und "Temple of the king".

Woher kommt Ihre Inspiration für die Texte?

Night Die Natur ist ständig um uns herum. Und ich versuche, meinen Geist zu öffnen und mit der Natur in einen Austausch zu treten. So werde ich allein von der Magie der Natur inspiriert, von den Farben der Sonne und der Blumen, dem Wind in meinem Haar und den Sternen am Himmel. Ich versuche all die Legenden und Mythen in die Musik aufzunehmen, so dass die Zuhörer sie fühlen und sie sich selbst in den Liedern erkennen können.

(RP)
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