Evelyn Hamann ist tot Ihr Markenzeichen war der "spröde Witz"

Hamburg (RPO). Der überraschende Tod der Schauspielerin und Komödiantin Evelyn Hamann schockiert Fans und Kollegen gleichermaßen. Mitstreiter, Filmemacher und Politiker würdigten das Werk der vielfach ausgezeichneten Künstlerin. Ihr zu Ehren ändern ARD und ZDF ihr TV-Programm.

In der ARD-Talksendung "Beckmann" (22.45 Uhr) äußert sich Loriot über den Tod seiner langjährigen Sketchpartnerin, wie die Redaktion mitteilte. Dieser Teil des Gesprächs von Reinhold Beckmann mit Vicco von Bülow sei am Montag aktuell aufgezeichnet worden, die restliche Sendung bereits am Freitag.

Das ZDF würdigt die verstorbene Darstellerin am Montagabend (19.25 Uhr) mit einer Sondersendung mit Johannes B. Kerner und dem Titel "Erinnerungen an Evelyn Hamann", wie der Sender mitteilte. Am kommenden Sonntag widmet das ZDF ihr ab 13.40 Uhr ein über dreistündiges Programm. Geplant seien die Sendung "Evelyn und die Männer" aus dem Jahr 1997 sowie die "Traumschiff-Folge: Sydney" (1996) und zwei "Geschichten aus dem Leben" (2001).

Die Schauspielerin Evelyn Hamann erlag in der Nacht zum Montag im Alter von 65 Jahren einer schweren Krankheit, an der sie nach Angaben ihres Managers bereits seit längerem litt.

Glanzvolle Auftritte mit Loriot

Die Hamburgerin war vor allem als Sketch-Partnerin des Humoristen Loriot und in der Titelrolle der Reihe "Adelheid und ihre Mörder" bekannt. Mit von Bülow gelang Hamann in dessen TV-Sendung "Loriot" 1976 der Durchbruch im Fernsehen. Ihre Rollen als Frau Hoppenstedt und Fräulein Hildegard sind legendär. An Loriots Seite glänzte sie auch in den Kinofilme "Ödipussi" und "Pappa ante portas".

Daneben war Hamann auch in TV-Serien wie "Die Schwarzwaldklinik", "Der Landarzt" und "Geschichten aus dem Leben" zu sehen. Seit 1992 spielte sie in der Krimi-Reihe "Adelheid und ihre Mörder" die kuriose Hobby-Detektivin und "Tippse" Adelheid Möbius, die mit ungewöhnlichen Ermittlungsmethoden regelmäßig ihre Kollegen übertrumpfte.

Insgesamt überzeugte Hamann in mehr als 200 Fernsehrollen mit ihrer Wandlungsfähigkeit und ihrem humoristischen Talent. Für ihre Leistungen wurde die Schauspielerin mit dem Telestar, dem Bayerischen Fernsehpreis, der Goldenen Kamera, dem Goldenen Löwen und dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Hamann, die am 6. August 65 Jahre alt geworden war, lebte sehr zurückgezogen in Hamburg und gab in der Öffentlichkeit wenig über ihr Privatleben bekannt.

Politiker und Medienvertreter äußerten Trauer und Betroffenheit über den Tod der beliebten Schauspielerin. Für den Hamburger Bürgermeister Ole von Beust wird Hamann nach eigenen Angaben als unerreichte Darstellerin an der Seite von Loriot unvergessen bleiben.

"Es sind Sternstunden der deutschen Fernseh-Geschichte, die unvergänglich bleiben werden", erklärte von Beust. Der SPD-Fraktionschef Michael Neumann betonte, es sei "nicht die große Pose gewesen, sondern die Darstellung von Menschen mit leichten Macken", die Hamann beim Publikum beliebt gemacht habe.

Markenzeichen war "ihr spröder Witz"

ZDF-Intendant Markus Schächter würdigte die Verstorbene als "vielseitige, intelligente Schauspielerin und großartige Komödiantin mit Lust an der Verwandlung und einem unverwechselbaren Witz". Der ARD-Vorsitzende und SR-Intendant, Fritz Raff, betonte: "Mit ihrem unglaublichen Talent, ihrer enormen Wandlungsfähigkeit und ihrem Humor hat sie über Jahrzehnte hinweg alle Generationen bestens unterhalten und deutsche Fernsehgeschichte geschrieben."

Die großen Sender änderten anlässlich von Hamanns Tod ihr Programm. Noch am (heutigen) Montagabend sollte sich in der ARD-Sendung "Beckmann" Loriot äußern. Das Gespräch mit Moderator Reinhold Beckmann war nach Angaben der Redaktion kurzfristig aufgezeichnet worden.

Das ZDF hat für den (kommenden) Sonntag ab 13.40 Uhr ein mehr als dreistündiges Sonder-Programm mit verschiedenen Sendungen geplant. Und der NDR kündigte an, an den kommenden Abenden Filme und Shows mit Hamann zu zeigen.

(ap)
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