San Francisco Jack London: der ewige Seewolf

San Francisco · Er war Robbenjäger, Goldgräber, Kriegsreporter. Vor 100 Jahren starb der Autor.

Mit einem nach eigenen Plänen gebauten Zweimaster will Jack London die Welt umsegeln. Am 23. April 1907 ist es so weit: die "Snark" verlässt den Hafen von Oakland. An Bord Ehefrau Charmian und sieben Matrosen. Auf den Marquesas spielen sie den Insulanern auf dem Grammophon Arien von Caruso vor. Tahiti verlassen sie gleich wieder, weil es ihnen zu "touristisch" ist. Auf Samoa besuchen sie das Grab von Robert Louis Stevenson. Und auf den Salomon-Inseln werden sie von Indianern mit Speeren und Totschlägern bedroht. Weil sich der Gesundheitszustand der Besatzung durch Malaria, Durchfall, Parasiten und Mangelernährung verschlechtert, brechen sie ihre Reise ab, um sich in Sydney in medizinische Behandlung zu begeben. In Büchern wie "Adventure" oder "The Cruise Of The Snark" erzählt Jack London von seinen Erlebnissen in der Südsee.

Der Name Jack London ist heute ein Synonym für Wagemut. Er war Abenteurer und Schriftsteller, hinterließ mehr als 50 Bücher, allein 27 Romane. Im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts galt er als der kommerziell erfolgreichste Autor Amerikas. Maxim Gorki schwärmte von ihm, und Lenin bat seine Frau noch auf dem Totenbett, ihm eine Geschichte von Jack London vorzulesen. Als bekennender Kommunist und aktives Mitglied der Sozialistischen Arbeiterpartei Amerikas lagen die beiden auf einer Linie.

Ein Leben lang kämpfte Jack London für die Rechte der Unterdrückten. Was auch in seiner Abstammung begründet liegt: "Meine Umgebung war grob, roh und rauh; mein Platz in der Gesellschaft war ganz unten." Am 12. Januar 1876 geboren, wächst er in den Armenvierteln von San Francisco auf. Der leibliche Vater hatte sich aus dem Staub gemacht. 1893 heuert er als Robbenfänger an und fährt nach Japan. Dort sammelt er den Stoff für seinen bekanntesten Roman "Der Seewolf", den er 1904 herausbringen wird. Das Buch wird ein Bestseller und mehrmals verfilmt. In Deutschland mit dem Schauspieler Raimund Harmstorf.

London zieht als Goldsucher nach Klondike; reich wird er dort nicht. Aber er ist jetzt fest entschlossen, Schriftsteller zu werden. Jeden Tag schreibt er 1000 Wörter. 1900 erscheint sein erster Band mit Erzählungen; sein Roman "The Call Of The Wild" (1903) wird zum Erfolg. Als Kriegsberichterstatter reist er nach Japan und Korea.

Nördlich von San Francisco kauft er eine Farm. Sein aufwändiger Lebensstil und seine Liebe zum Alkohol aber treiben ihn in den Ruin. Als sein "Wolf House", eine Villa mit 26 Zimmern, kurz vor der Fertigstellung abbrennt, sieht es düster aus. Durch die Verfilmung seiner Bücher hofft er an Geld zu kommen. Am 22. November 1916 aber stirbt er an Nierenversagen. Seine Asche liegt unter den Fundamentresten des abgebrannten Wolf House begraben.

Tipps Alfred Hornung: "Jack London". Lambert Schneider, 320 S., 24,95 Euro Michel Viotte: Die vielen Leben des Jack London. Bildband. Knesebeck, 256 Seiten, 34,95 Euro

(RP)
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