Jagd auf die "Drecksäcke"

Die Panama-Papiere als Buch - ein Blick hinter die Kulissen eines Scoops.

Dieses Buch sollte man lesen, aber nicht, um weitere Skandale zu erfahren. Alles, was in diesem Buch über die geheimen Geschäfte mit Briefkastenfirmen steht, ist hinlänglich bekannt. Es wurde ja auch gleich von Beginn an ein Hashtag lanciert: #PanamaPapers. Trotzdem ist dieses Buch eine Empfehlung, weil es von ganz anderen Dingen erzählt.

Das Buch heißt schlicht und einfach "Panama Papers", so wie alles, was in den vergangenen zwei Monaten zum Thema erschienen ist, mit eben diesem Label versehen wurde. Untertitelt ist es mit "Die Geschichte einer weltweiten Enthüllung". Und so spannend liest es sich auch.

Denn dieses Buch funktioniert wie das Making-of eines Films, wie das Bonusmaterial, das gerne Blockbuster-DVDs angehängt wird, damit der Zuschauer nun einmal zusehen kann, was eigentlich so hinter der Kamera los war. In diesem Fall nun blickt der Leser hinter die Kulissen eines Medienscoops, und es beginnt mit einem "Pling", dem Signal für eine neue E-Mail im Posteingang. Ein Unbekannter schreibt: "Hallo. Hier spricht John Doe. Interessiert an Daten?"

John Doe - so nennen die Autoren Bastian Obermayer und Frederik Obermaier ihre geheime Quelle, die die "SZ"-Journalisten über mehrere Monate mit Daten versorgt hat. 2,6 Terabyte sollen aus dem Datenleck der panamaischen Anwaltskanzlei Mossack Fonseca abgeflossen sein. Verträge, E-Mails und Gesprächsnotizen - "wir finden allein schon mehr als 50 Milliardäre aus der Forbes-Liste der 500 reichsten Menschen des Jahres 2015!", schreiben die Autoren. Es soll das größte Datenleck sein, mit dem Journalisten je gearbeitet haben. Zuletzt sind 400 Journalisten an den Enthüllungen beteiligt, die ihre Recherchen zeitgleich veröffentlichen. "Die meisten sind sich einig, dass wir einen Sonntagabend anpeilen wollen, um die ganze Woche das Thema setzen zu können", ist zu lesen. Seit Sonntagabend, 3. April, sind die "Panama Papers" in der Welt.

Dass sie nicht "Globalleaks" oder "Hiddenmoney" heißen, auch das stand zur Diskussion, ist gleichfalls Ergebnis der gemeinsamen Ideenfindung. Ohnehin wirkt vieles inszeniert. Wohnungen werden angemietet, Fensterläden heruntergelassen. "Als wir ankommen, fühlen wir uns wie in der Persiflage eines Hacker-Films", schreiben die Autoren. Auch wenn es sich unterhaltsam anhört, ist das alles kein Spaß. "Einige der größten Drecksäcke dieser Welt haben anonyme Offshore-Firmen genutzt, um ihre Geschäfte zu verschleiern", schreiben Obermayer und Obermaier. So liest sich ihr Buch eher wie ein Wirtschaftskrimi. Denn nebenbei weben die Autoren in ihre Geschichte der Offshore-Geschäfte Storys über Politiker, Konzernspitzen und einen deutschen Agenten ein. So kann man in Ruhe nachvollziehen, was man schon aus den Nachrichten kennt.

(kl)
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