"Hammer & Michel" Die neue Platte von Jan Delay

Düsseldorf · Jan Delay war früher lässig und lustig zugleich, und gerade das Augenzwinkern und sein Enthusiasmus haben die Alben des Hamburgers zu hörenswerten Veröffentlichungen gemacht.

Delay produzierte mit der Gruppe Beginner HipHop, er dilettierte auf seinen Soloplatten als Reggae- und Soul-Interpret, und da er die Anführungsstriche stets mitsang und die richtige Haltung hatte, eine Pointe fand und die Leute zum Tanzen brachte, war das amüsant. Auf "Hammer & Michel" inszeniert er sich nun als Deutschrocker, aber hier verheddert sich der 38-Jährige im Gewirr aus Ironie und Pose.

Die Lieder wirken uninspiriert, es fehlt der Groove, und eine bräsige Gitarre macht noch keinen Rock. Das Schlimmste sind die Texte. Delay kalauert sich durch das Album, die Verse sind sinnfrei, bisweilen sogar ärgerlich — wenn Delay nämlich versucht, sie nach Lindenberg klingen zu lassen. Delay ist nicht mehr smart, sondern aufdringlich. Aus Koketterie wird Anmaßung: "Scorpions-Ballade" heißt ein Lied. Es ist weit weg vom großen "Still Loving You". Viel weiter als St. Pauli von Hannover. PHILIPP HOLSTEIN

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort