Sheffield Eine Stimme wird 70 - Joe Cocker

Sheffield · Es gab eine Zeit in der Geschichte der Rockmusik, da schien zum Lebenswerk auch der frühe Tod zu gehören. Berühmte Musiker wurden so zu Legenden - Janis Joplin und Jimi Hendrix, Jim Morrison und Keith Moon. Auch Joe Cocker schien Anfang der 70er auf der Kandidatenliste solcher fatalen Lebensläufe zu stehen. Doch Cocker überlebte, kämpfte sich dank seiner Frau Pam wieder raus aus dem Sumpf von Alkohol und harten Drogen. Jetzt lebt er auf einer Farm in Colorado und feiert heute seinen 70. Geburtstag.

Joe Cocker - die Stationen seines Lebens
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Zum Tod von Joe Cocker: Stationen seines Lebens

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Joe Cocker ist ein Phänomen, das mit einer Coverversion weltberühmt wurde. Im August 1969 war das, als er Woodstock durch seinen markerschütternden Schrei erbeben ließ, ausgerechnet in dem eher braven Beatles-Song "With a Little Help from My Friends". Der Mann schien dabei von Krämpfen durchschüttelt zu werden, und seine langen Haare klebten im schweißnassen Gesicht. Das war kein Sänger, auch kein Musiker. Als wolle er dies allen auch zeigen, spielte er zu seinen Liedern die immer etwas albern und irgendwie hilflos wirkende Luftgitarre. Joe Cocker hat dem Rock damit beigebracht, dass es um Authentizität, weniger um Virtuosität geht, um Leben, nicht immer um Kunst, um Ausdruck zugunsten der Form.

Wahnsinn begann in Woodstock

Bis heute schreit und gurgelt sich Joe Cocker das Leben aus der Seele, als ginge es um Kopf und Kragen. Mit ihm ist der Rock existentiell geworden. Wenn die Musik der Beatles vielleicht eine Nelkenrevolution gewesen ist, dann ist sie in der kompromisslosen Interpretation von Joe Cocker zum Straßenkampf geworden. John Robert Cocker wurde vor sieben Jahrzehnten in Sheffield geboren. Und die Legende sagt, dass er im Jugendclub seiner Heimatstadt 1956 bei einem Konzert der Skiffle-Band "The Headlanders" auf die Bühne geholt wurde; für einen Song. Der aber reichte, fürs Publikum und vor allem für Cocker selbst, der damit seine Bestimmung fürs Leben gefunden hatte.

Gladbach 2013: Joe Cocker rockt den Hockey-Park
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Gladbach 2013: Joe Cocker rockt den Hockey-Park

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Der Wahnsinn begann mit Woodstock. Ein Jahr zuvor tingelte er noch durch die Bars von Sheffield, und plötzlich fliegt er mit dem Huberschrauber über den Köpfen von Hundertausenden von Fans zur Bühne. Von diesem Wahnsinn hat sich Cocker erst spät erholt. Völlig durchgeknallt gewesen sei er damals, sagt er. Doch Cocker kriegt die Kurve und landet immer wieder Hits, wie "Unchain my heart" und "When the night comes".

Joe Cocker, der beste weiße Soulsänger, ist ein Überlebender der Rockmusik. Und einer, der früh geadelt wurde. Nach seinem Woodstock-Auftritt erreichte ihn nämlich ein Glückwunschtelegramm - von den Beatles.

(RP)
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