Kunstkritiker Autor John Berger ist tot

Paris · Picassos Erfolg und Niedergang hatte mit der Konsumgesellschaft seiner Zeit zu tun, analysierte John Berger einst. Er war einer der Ersten, der Kunstkritik politisierte – nun ist er gestorben.

Picassos Erfolg und Niedergang hatte mit der Konsumgesellschaft seiner Zeit zu tun, analysierte John Berger einst. Er war einer der Ersten, der Kunstkritik politisierte — nun ist er gestorben.

Er war ein Pionier der politischen Perspektive der Kunstkritik: Der britische Autor John Berger ist am Montag gestorben. Der 90-Jährige habe sich zuletzt in seinem Haus im Pariser Vorort Antony aufgehalten, teilte ein Freund Bergers, der britische Schauspieler Simon McBurney, mit. Seit einem Jahr sei er krank gewesen.

Berger war ein marxistischer Intellektueller. Er schrieb kunsthistorische Bücher, Romane, Gedichte, Theaterstücke und Schriften, die in keine etablierte Form passten. Immer wieder forderte er die traditionellen Sichtweisen auf Kunst und Gesellschaft und ihre Verbindungen heraus.

Er politisierte unter anderem mit seinem 1972 erschienenen Buch "Ways of Seeing" ("Sehen"), das später in den allgemeinen Lehrplan vieler Universitäten aufgenommen wurde. Es sei das Sehen, das den Platz des Menschen in seiner ihn umgebenden Welt bestimme, schrieb Berger darin. Mit Worten hingegen werde die Welt lediglich beschrieben und nicht geformt.

Im gleichen Jahr gewann er den begehrten "Booker Prize" für seinen Roman "G". Zusätzliches Aufsehen erregte, dass er versprach, die Hälfte des Preisgeldes an die revolutionäre US-Bewegung Black Panther zu spenden. Damals sagte er, die Ideen der Gruppe entsprächen seiner politischen Gesinnung.

1965 untersuchte er die Rolle, die möglicherweise der Konsum für den Aufstieg und Fall von Pablo Picasso gespielt haben könnte. Zudem stellte er die Theorie auf, der Kubismus habe die russische Revolution vorhergesagt.

Noch im vergangenen Jahr erschien eine Dokumentation über Berger, die von der Schauspielerin Tilda Swinton, einer langjährigen Freundin, gedreht wurde. Sie nennt ihn darin einen "radikalen Humanisten".

(rent/ap)
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