Köln Justin Bieber kniet auf der Bühne

Köln · 15.000 Fans erlebten das Teenie-Idol bei seiner Show in der Lanxess-Arena.

Justin Bieber mit nacktem Oberkörper beim Konzert in Köln
Foto: Hannah Schwär

Zusammengepresste Lippen, die Augen auf einen Punkt hinter dem Publikum fixiert, steht er da und wartet. Es ist still. Er hebt die Hand und wischt sich mit dem Ärmel den Schweiß von der Stirn. Die Zuschauer toben. Sie kreischen, aber es ist nicht mehr das schrille Quietschen elfjähriger Mädchen, sondern das von weiblichen Fans, die mit Justin Bieber ein bisschen erwachsener geworden sind. Natürlich stehen genervte Eltern vor der Halle und warten darauf, ihre Kinder wieder nach Hause fahren zu können. Natürlich kreischen viele um ihr Leben, wenn Bieber "Who wants to be my baby?" fragt, sich lässig umdreht und ohne auf Antwort zu warten sein Lied beginnt.

Doch im Publikum ist zu merken, dass die Show für viele nicht mehr wie einst die ganze Welt bedeutet. Sondern dass man auch gekommen ist, um Spaß zu haben - und die Hoffnung, Justin Bieber werde eines Tages vom Poster über dem Bett steigen und einen mit in seine Welt nehmen, an der Garderobe abgegeben hat.

Eher routiniert, mit ernstem Blick, der selten den seines Publikums trifft, singt und tanzt der 22-jährige Kanadier zum Playback und mit seinen zwölf Background-Tänzern. Mit einem Holzfäller-Karohemd und einer überraschend unauffälligen Frisur bewegt er sich auf der Bühne scheinbar immer nur soviel wie nötig; lediglich zu einzelnen Tanzparts hebt er die Beine ein wenig, zuckt roboterhaft oder erinnert mit der Hand am Schritt und fließenden Schritten an Michael Jackson.

Wenig gibt es über den Akustikteil zu sagen, in dem Bieber einige Dance-Titel mit seiner Gitarre zur Ballade macht. Beeindruckender war das Schlagzeugsolo, das der junge Musiker auf einer Hebebühne spielte. Dass zu "Children" Kinder mit auf der Bühne tanzten, wirkte ein wenig gewollt und sollte dem poppig-flachen Text wohl irgendwie Tiefe verleihen. Unfreiwillig komisch der Augenblick, als ein monumentales Trampolin von der Decke gelassen wurde, auf dem der Sänger zunächst mit seinen Background-Tänzern herumturnte, nach einigen Minuten aber nur noch allein im Quadrat hüpfte.

Ins Gedächtnis der Fans dürfte sich die Zugabe der rund zweistündigen Show eingebrannt haben: Das Lied "Sorry" sang Bieber mit freiem Oberkörper unter einer riesigen Dusche. Mit dem Effekt, dass nicht nur die schwiegermutterfreundliche Frisur hinüber war, sondern der Star die Bühne schließlich auch mit einer durchweichten Jogginghose verließ, die gerade so weit herunterrutschte, dass sie werbewirksam den Blick auf seine weiße Calvin-Klein-Unterhose freigab.

(bur)
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