Düsseldorf Kirche: Sexuelle Übergriffe am häufigsten im Pfarrhaus

Düsseldorf · Von den sexuellen Missbrauchsfällen in Deutschland durch katholische Priester reden nur noch wenige. Das liegt aber nicht daran, dass der Skandal insgesamt schon aufgearbeitet werden konnte und somit Teil der Kirchengeschichte geworden ist. Dabei bemüht sich - im Auftrag der Kirche - seit zwei Jahren ein Forscherkonsortium aus Mannheim, Heidelberg und Gießen, Daten zu erheben und Erkenntnisse zu gewinnen.

Düsseldorf: Kirche: Sexuelle Übergriffe am häufigsten im Pfarrhaus
Foto: dpa

Schon die ersten Zwischenergebnisse der Studie sind bedenkenswert. Danach sind die Opfer mit über 78 Prozent weitaus häufiger männlich als in nicht-katholischen Institutionen; dort sind es nicht einmal die Hälfte aller Opfer. Aufschlussreich ist zudem die Aussage über den Tatort: Die Wohnung des Täters - also das Pfarrhaus - steht dabei an erster Stelle (24,4 Prozent); es folgen die Schule (12,8), öffentliche Plätze (10,4) und auch das Umfeld der Kirche selbst mit sexuellen Übergriffen vor oder nach dem Gottesdienst (9,3).

Solche Zwischenergebnisse erscheinen zunächst nur wie die Rekonstruktion furchtbarer Taten. Doch allein die Kenntnis der Tatorte gibt wichtige Hinweise darauf, wie sexuelle Übergriffe künftig schon im Vorfeld vermieden werden können. Dazu zählt dann auch die Erkenntnis, dass 43,9 der Täter mehrere Opfer heimsuchten. Frühe Hinweise beziehungsweise Anzeigen von Missbrauch könnten vor diesem Hintergrund ein Reihe möglicher Folgetaten unterbinden.

Aufschlussreich ist auch, dass mehr als die Hälfte der Übergriffe geplant ist und als Tatmittel zumeist eine sogenannte Belohnung des Opfers dient. Bei den psychischen Merkmalen der Täter ermittelten die Forscher am häufigsten sexuelle Unreife (29,6 Prozent), Persönlichkeitsstörungen (21,6), aber auch Alkoholmissbrauch (13,1).

Die Folgen für die Opfer sind bedrückend: Bei den Befragten reichen sie von Alpträumen (14,2) und Angststörungen (10,6) bis hin zu einem gestörten Sexualverhalten (10,1), Depressionen (9,7) und aggressivem Verhalten (7,3).

(los)
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