51. Art Cologne Köln ist wieder Bühne der Weltkunst

Köln · Zur 51. Art Cologne gibt es Misstöne: Art-Chef Daniel Hug spricht mit Blick auf die Konkurrenz von Kolonialismus der Basler Messegesellschaft.

Wer was auf sich hält, zeigt sich am Tag vor der Eröffnung in Köln. Am Morgen stürmen nicht nur Journalisten die Mutter aller Kunstmessen. Schon weit vor zwölf Uhr ist High Noon, der Kölschstand auf der 51. Art Cologne umlagert, beim Edelgastronom "Hase" werden Tische bestellt, Jouet Perrier schenkt Champagner aus. Dabei geht es um die Kunst. Die Art Cologne wurde als erster Kunstmarkt für Klassische Moderne, Nachkriegskunst und aktuelle Kunst 1967 gegründet, bis heute ist sie mit ihrem Angebot, ihrer Kommunikationskraft und ihrem Flair unerreicht. Aus dem Tief, auf das sie 2009 sank, hat sie sich wieder zum Zenit emporgearbeitet, darin sind sich heute in Köln alle einig. Bedeutende Galerien sind dazugestoßen, der Nachwuchs erhält faire Konditionen.

Im Ausland kostet ein gleiches Werk weniger 204 Galerien aus 28 Ländern sind zu Gast am Rhein, Weltmarktführer Gagosian aus New York hat erstmals einen Stand mit einer museal wirkenden Show von Chris Burdon errichtet. Stark ist das Rheinland mit Düsseldorf, Mönchengladbach und Köln vertreten. Das Angebot ist so breit, dass man Tage braucht, um alles in Augenschein zu nehmen. "Kunst ist eine Luxusmarke", sagt Messechef Daniel Hug, "doch jeder sollte Kunst kaufen können." Die Messe stütze den Kunsthandel, stärke den Standort mit langfristigen Maßnahmen. Bei allen Mäkeleien der Branche werden Umsätze gemacht, obwohl im Ausland die Mehrwertsteuer niedriger ist und damit ein gleiches Kunstwerk in Österreich neun Prozentpunkte weniger kostet als in Deutschland (wenn es denn dort angeboten wird). "Wir verdienen im Schnitt 20 bis 30 Prozent weniger als unsere europäischen Kollegen", sagt Daniela Steinfeld, die in Düsseldorf mit Van Horn nicht klagen muss. Die Galeristin sagt, die Region sei eben besonders stark mit ihren Künstlern und Sammlern.

Im Herbst eröffnet ein Ableger der Art Cologne in Berlin Daniel Hug (48) hat die Konkurrenz stets im Blick, dem unscheinbaren Amerikaner wird unterstellt, die Art Cologne strategisch wieder nach vorne gebracht zu haben. In Berlin will die Messegesellschaft in diesem Herbst einen Ableger der Art Cologne etablieren, was Hug vielversprechend findet. Doch am Rande der Eröffnung nahm er sich seine Gegner vor, insbesondere die Messegesellschaft der Art Basel, MCH, die neben den Standorten Miami und Hongkong kürzlich bei der Art Düsseldorf eingestiegen ist. Davon will man sich abgrenzen. Hug sagt: "Kunstmessen sollten den Kunstmarkt reflektieren und nicht beeinflussen. Wenn die Schweizer nun aber überall in der Welt Ableger gründen, dann haben sie eine solche Macht über den Kunstmarkt, dass das viel regionale Kultur verdrängt. Das ist auch eine Form von Kolonialismus."

Das Preisgefüge hält für jeden Geldbeutel etwas bereit Es ist logisch, dass man für wenig Geld mit Kennerblick schon etwas preiswertes Schönes finden kann. Max Mayer etwa bietet auf dem "Neumarkt" in Halle 11.3 eine Serie von feinen Fotos des Belgiers Jef Geys an mit Motiven der Tour de France aus dem Jahr 1969. Sein Vater Hans Mayer hingegen hat Schätze ausgebreitet von hohem Wert: Kostet die auf einem Teppich kauernde "Fantasiefigur" von Markus Oehlen 80.000 Euro, so muss man für Robert Longos monumentale Zeichnung schon 475.000 Euro hinlegen. Ebenso wie bei Mayer skizzieren bei Hans Strelow die ausgebreiteten Schätze Leben und Erfolg des leidenschaftlichen Galeristen. Strelow hält besondere Uecker-Wandarbeiten im Angebot, "Aschegarten" von 1981 soll 230.000 Euro kosten.

Noch teurer ist die Fotoarbeit "Bangkok I" von Andreas Gursky, die bei seiner Hausgalerie Sprüth-Magers wie auch bei White Cube für jeweils 400.000 Euro zu bekommen ist. Löhrl Mönchengladbach ist mit Stefan Balkenhol gut aufgestellt, eine Edition des Reliefs kostet 19.000 Euro, eine Skulptur auf Sockel 48.000 Euro und eine Gerhard-Richter-Edition (Schwarz-Rot-Gold) 16.800 Euro. Oft werden keine Preise angegeben, Höchstpreise selten genannt, alles ist verhandelbar. Beck & Eggeling fordern für eine Großskulptur von Manolo Valdez eine Million, eine kleinere Arbeit von Sabrina Fritsch kostet bei Van Horn 1650 Euro. Gerhard Richters "Abstraktes Bild" gibt es in der Galerie von Vertes für 3,5 Millionen Euro. Neo Rauchs Ölbild "Die Zuleitung" bietet Zwirner für 380.000 Euro an. Es gibt kaum einen Künstler aus der älteren Zeit, der nicht aufzutreiben ist, oft sind es Raritäten, mitunter Spitzenwerke von Dix, Kirchner, Schlemmer oder Nolde.

Selbst Kinder fühlen sich wohl auf der Kunstmesse Wer die Messe mit anderen Augen sehen will, sollte sich Führungen anschließen (stündlich zwischen zwölf und 16 Uhr/zehn Euro) oder individuelle Touren buchen (235 Euro/max. 15 Personen). Auch Kinder sind gut versorgt, von fünf bis zwölf Jahre dürfen sie in den Kids-Club mit Workshop, wo sie alles verarbeiten, was sie auf der Inspirationsreise erlebt haben (zwölf Euro inkl. Material).

Die Messe läuft bis Samstag in Köln-Deutz Geöffnet: 11-19 Uhr. Tageskarte 25, erm. 20 Euro. Katalog 30 Euro.

(RP)
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