632-jährige Bauzeit Kölner Dom wurde vor 125 Jahren vollendet

Köln (rpo). Manche Endlos-Baustellen erhitzen bis heute die Gemüter. Doch Deutschlands langwierigste Baustelle bestand ganze 632 Jahre: der Kölner Dom. Vor 125 Jahren, am 15. Oktober 1880, wurde die Kathedrale vollendet - begleitet von einem großen Fest in Anwesenheit von Kaiser Wilhelm I. Der Dom ist bis heute ein Meisterwerk der rheinischen Gotik.

Kölner Dom: Das ist seine Geschichte
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Das ist der Kölner Dom

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Foto: dpa, obe cul

Am 15. Oktober 1880 setzten Bauarbeiter in die Spitze des Südturms den letzten Stein. Ihm wurde eine vom Kaiser und seiner Frau Augusta sowie zahlreichen anderen hohen Gästen unterzeichnete Urkunde beigefügt, in der es heißt: "Zum ewigen Gedächtnis an den nach Verlauf von sechs Jahrhunderten glücklich beendeten Ausbau des größten deutschen Domes." Die Kathedrale war mit ihren beiden 157 Meter hohen Türmen zugleich lange Zeit das höchste Bauwerk der Welt.

Das wohl ungewöhnlichste Kapitel deutscher Baugeschichte hatte mit der Grundsteinlegung für den Dom im Jahr 1248 begonnen. Mit einem deutlich größeren Nachfolger des alten karolingischen Doms, der seit 870 an gleicher Stelle stand, wollte Köln seiner gestiegenen kirchlichen Bedeutung nachkommen.

Denn nachdem Erzbischof Rainald von Dassel 1164 die Reliquien der Heiligen Drei Könige von Mailand nach Köln gebracht hatte, stieg die Stadt am Rhein zum Wallfahrtsort auf - eine gewaltigere Kirche musste her, die zugleich Symbol der erzbischöflichen Macht werden sollte. Und zunächst lief alles auch planmäßig. Im Jahr 1322 war der Chor fertiggestellt, dem die Errichtung des Südturms folgen sollte.

Der Unvollendete

Doch knapp 90 Jahre später, 1410, wurden sämtliche Arbeiten abgebrochen, nachdem Machtkämpfe zwischen dem nach Unabhängigkeit strebenden Bürgertum und der Kirche das gesellschaftliche Klima belasteten. Erst 56 Meter und damit zwei Stockwerke war der Südturm zu diesem Zeitpunkt hoch. Der Kran auf dem Turmstumpf blieb jahrhundertelang unfreiwilliges Wahrzeichen der Stadt.

Geldmangel und Desinteresse führten schließlich 1560 zur völligen Einstellung der Bauarbeiten. Mit einem Notdach schloss man das Mittelschiff des Langhauses. Doch waren bis zu diesem Zeitpunkt immerhin 90 Prozent der vorgesehenen Fläche überbaut. So ruhte die Baustelle knapp 300 Jahre und wurde gelegentlich zweckentfremdet: Französische Revolutionstruppen nutzten den unfertigen Dom ganz unverblümt als Pferdestall und Lagerhalle.

Im Zuge der Romantik und eines neuen Interesses an der Gotik kam im 19. Jahrhundert die Vollendung des Domes als "Nationaldenkmal" ins Gespräch. Nachdem überraschend in Paris und Darmstadt die Fassadenbaupläne wieder entdeckt worden waren, konnte mit Geldern aus der preußischen Staatskasse - dank des kunstliebenden Königs Friedrich Wilhelm IV. - und des von Kölner Bürgern gegründeten Dombau-Vereins 1842 mit dem Weiterbau begonnen werden.

Doch auch seit seiner Vollendung ist der Dom nicht wirklich fertig - und wird es wohl auch nie werden. Zunächst erlitt das Bauwerk im Zweiten Weltkrieg, von 14 Fliegerbomben getroffen, schwere Schäden, deren Reparatur sich Jahrzehnte hinzog. Heute setzen vor allem Witterung und Abgase der Kathedrale zu. Jährlich fallen rund fünf Millionen Euro Instandhaltungskosten an.

Beim Blick auf ihr Wahrzeichen plagen die Kölner derzeit noch andere Sorgen. Die UNESCO droht damit, dem Dom seinen 1996 verliehenen Status als Weltkulturerbe abzuerkennen - ein bislang einmaliger Vorgang. Grund sind Hochhausplanungen der Stadt, die laut UNESCO die "visuelle Integrität" des Doms gefährden würden.

(afp)
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