Schauspielerin Evelyn Hamann ist tot Abschied von einer der Größten

Düsseldorf (RPO). Fräulein Hildegard und die Nudel, Frau Hoppenstedt in der Jodelschule, die lispelnde Fernsehansagerin, die Sekretärin auf Mörderjagd. Um Evelyn Hamann daraus zu erkennen, braucht es nicht viele Worte. Um sie zu beschreiben sehr wohl. In der Nacht zu Montag ist die Komödiantin in Hamburg gestorben. Sie wurde 65 Jahre alt.

Eigentlich war sie so gar nicht fernsehtypisch: Ihr Gesicht immer leicht versteinert die Haare sehr verwuschelt, ein Humor, der ganz unglaublich hanseatisch staubtrocken war. Einfach war Evelyn Hamann nicht, nicht angepasst und vor allem nicht anpassungswillig.

Damals, als die Theaterschauspielerin als Partnerin von Vicco von Bülow im Gespräch war, sollte sie zunehmen. Loriot wünschte sich eine Kleine, Dicke - keine Große, leicht Bohnenstangige. "Liebe Frau Hamann, wenn Sie auf unsere Kosten mehrere Wochen täglich Schweinshaxen essen, meinen Sie, Sie werden dann fülliger?", fragte von Bülow Hamann.

Ob Hamann bejahte oder verneinte, weiß man nicht. Vermutlich war ihr egal, was da von ihr verlangt wurde, denn: Genommen wurde sie dennoch.

30 Jahre lang spielte Evelyn Hamann zusammen mit Vicco von Bülow. Die beiden passten perfekt zueinander: Die Hamburgerin mit dem trockenen Humor und der Brandenburger mit dem großartigen Wortwitz. Beiden lag die Schenkelklopferkomik nicht. Und das machte sie groß.

Hamann bezeichnete ihren Entdecker Loriot immer als "Geschenk des Himmels", von ihm habe sie gelernt, detailversessen zu arbeiten, auf das genaue Timing zu achten. "Die Inszenierung von Humor erfordert Strenge, Kunstfertigkeit und Disziplin", hatte sie einmal gesagt.

Sie konnte es wie kaum eine andere. Loriots Nudel-Sketch wäre ohne das versteinerte Gesicht von Evelyn Hamann nicht, oder nur sehr begrenzt, komisch gewesen.

Hamann guckte, als ginge es um den Weltfrieden, um Leben und Tod, als ihrem Gegenüber die Nudel im Gesicht klebte und sie ihn doch bloß darauf aufmerksam machen wollte.

Sie spielte die pedantische Sekretärin, die unter-der Fuchtel-stehende Hausfrau, die Haushälterin der Arzt-Familie - immer mit einer Mischung aus Ernst und Wahnsinn und Komik.

Hamann machte nie, nicht in den Loriot-Folgen, nicht in "Adelheid und ihre Mörder", nicht in der "Schwarzwaldklinik", Profanes. Nie hätte man von ihr behauptet, seichte Fernsehunterhaltung für die Quote zu machen. Zu Recht. Denn das war es nie.

In der Nacht zu Montag verstarb Schauspielerin Evelyn Hamann im Alter von 65 Jahren im Kreise ihrer Angehörigen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort